FINISSAGE
Heart of an old crocodile exploding over a small town
28 Juni 2019

 

"Ich bereite mich auf die nächste Etappe vor", antwortet sie. "Die letzte Etappe". Sie blickt ihm ins Auge; sie ist ruhig; sie meint es offenbar völlig ernst. "Ich gewöhne mich daran, in der Gesellschaft von Wesen zu leben, deren Existenzform der meinen unähnlich ist, unähnlicher als mein Menschenverstand je begreifen kann. Kannst du das nachvollziehen?"
J.M. Coetzee: "Die alte Frau und die Katzen"

 

17 Uhr
Diskussion
J.M. Coetzee: "Die alte Frau und die Katzen"

19 Uhr
Artist Talk
Laurent-David Garnier

20:30 Uhr
Screening
Fabrizio Terranova: "Donna Haraway: Story Telling for Earthly Survival", 2016

Essen und Getränke werden bereitgestellt.


J.M. Coetzee: "Die alte Frau und die Katzen"

Die Kurzgeschichte "Die alte Frau und die Katzen" von J.M. Coetzee wurde ursprünglich in einer Publikation der belgischen Künstlerin Berlinde de Bruyckere abgedruckt, begleitend zu ihrer Ausstellung im Belgischen Pavillon der Venedig Biennale 2013. Der Text handelt von einer älteren Frau (angelehnt an Elisabeth Costello — eine wiederkehrende Figur bei Coetzee), eine Universitätsprofessorin, die mit einer wachsenden Zahl von Katzen und einer geistig behinderten Person in einem kleinen Dorf wohnt. In der Geschichte wird sie von ihrem Sohn — der selbst grundverschieden ist — besucht, der die Motivation für ihren Lebenswandel zu verstehen sucht. Die Geschichte verweist dabei auf unterschiedliche Themen wie das Verhältnis von Mensch und Tier, Entwurzelung, Exklusion sowie eine philosophische Einstellung, die man als „radikale Gastfreundschaft“ bezeichnen kann.
Zur Diskussion werden wir ausgewählte Fragmente des Texts gemeinsam lesen und sie in Hinblick auf die Ausstellung in der Temporary Gallery besprechen.
Um den Text vorzeitig zu erhalten, kontaktieren Sie info@temporarygallery.org.

Artist Talk mit Laurent-David Garnier
Laurent-David Garnier ist Künstler und lebt in Amsterdam. Er studierte Chemie und Parfümerie in Paris und Versailles und arbeitete viele Jahre als leitender Parfümeur für die Duftstoffindustrie. Die Arbeit „Smell“, die in der aktuellen Ausstellung zu sehen ist, ist eine olfaktorische Installation von Janek Simon in Zusammenarbeit mit Laurent-David Garnier. Sie basiert auf einer Arbeit von Janek Simon im CCA Kronika in Bytom, Polen, 2006. Durch die Verbrennung von Schießpulver in einem der Ausstellungsräume erzeugte der Künstler einen Geruch, der eine kürzliche Explosion suggeriert. Später, 2014, wurde die Arbeit reinszeniert für die Ausstellung „Father, Can’t You See I’m Burning?“ kuratiert vom Appel Curatorial Program in Amsterdam. Aufgrund von Sicherheitsbestimmungen war es nicht möglich tatsächlich etwas in den Ausstellungsräumen zu verbrennen, weshalb Simon einen anderen Künstler, Laurent-David Garnier, einlud, eine flüssige Version der Arbeit herzustellen. „Smell“ gehört zu einer Gruppe von Arbeiten des Künstlers, die sich mit Katastrophen, dem möglichen Ende der Zivilisation, auseinandersetzen.

Fabrizio Terranova: "Donna Haraway: Story Telling for Earthly Survival", 2016, 81 min
In ihrer Arbeit befasst sich Donna Haraway seit Jahrzehnten mit der Auflösung der Grenzen zwischen Menschen, Tieren und Maschinen aus einer feministischen und postkolonialen Perspektive. Fabrizio Terranovas Film ist eine experimentelle Annäherung in Form einer surrealistischen Dokumentation eines Dialogs mit der Theoretikern über ihre Einflüsse, das Chthuluzän, Science Fiction, Sexualität, Natur und über ihre Forderung neuer Narrative und Erzählweisen gegen den patriarchalen Kapitalismus. In der aktuellen Ausstellung ist ein Fragment des Films zu sehen, in dem Haraway aus einer Kurzgeschichte liest, in der sie einen möglichen Ausweg aus der Sackgasse der menschlichen Situation durch ein symbiotisches Verhältnis von Mensch und Tier imaginiert.


Bilder

1 — Heart of an old crocodile exploding over a small town, 2019
Foto: Simon Vogel