NIKOLAS MÜLLER: BEHINDERT DIE ANFÄNGE
Buchpräsentation und Gespräch mit Nikolas Müller, Sebastian Fritzsch, Michaela Predeick und Carmen Strzelecki
Fri, 26 September 19 Uhr
Sprache: Deutsch
Wir freuen uns, Behindert die Anfänge, das neue Buch von Nikolas Müller, herausgegeben von Michaela Predeick, in der Temporary Gallery vorzustellen.
Zum Release werden Nikolas Müller, Verlegerin Carmen Strzelecki, Herausgeberin Michaela Predeick sowie der Künstler und Filmemacher Sebastian Fritzsch gemeinsam über die Publikation sprechen. Das Gespräch soll einen vertieften Einblick in den Zusammenhang zwischen künstlerischer Praxis und dem Leben mit psychischen Erkrankungen geben. Ziel ist es, einen offenen Diskurs zu fördern, in dem persönliche Erfahrungen reflektiert und künstlerische Ausdrucksformen als mögliche Zugänge zu diesen Themen sichtbar gemacht werden.
Sowohl Nikolas Müller als auch Sebastian Fritzsch, dessen Ausstellung Schlaf. Portrait and Souvenirs aktuell in der Temporary Gallery zu sehen ist, greifen in ihrer Arbeit eigene Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen auf. Während Müller besonders in seinen im Buch präsentierten autobiografisch-literarischen Vignetten zurückliegende Klinikaufenthalte, den Umgang mit der eigenen Diagnose und das Navigieren eines herausfordernden Alltags als Künstler mit Wahrnehmungsveränderung thematisiert, vermittelt Fritzsch über filmische und bildnerische Mittel ebenfalls eine künstlerische Auseinandersetzung aus der Perspektive eines Betroffenen. Gemeinsam mit Carmen Strzelecki und Michaela Predeick, die die Themen aus publizistischer bzw. wissenschaftlicher Perspektive begleiten, sollen im Rahmen der Veranstaltung Gesprächsimpulse gegeben werden, die das Verständnis für psychische Erkrankungen erweitern und das Potenzial von Kunst als Kommunikationsform und Bewältigungsstrategie beleuchten.
Nikolas Müller: Behindert die Anfänge
Herausgegeben von Michaela Predeick
StrzeleckiBooks
2025
Der Kölner Künstler Nikolas Müller (*1984) erschafft verlockend instabile Bildwelten, in denen er Aquarellmalerei mit der Logik digitaler Räume verschaltet. Mit Behindert die Anfänge legt er nun ein Buch vor, das seine medial vielfältige Praxis abbildet und erstmalig auch sein textliches Werk präsentiert. Ausgehend von seiner Diplomarbeit an der Kunsthochschule für Medien in Köln hat er sich gemeinsam mit der Herausgeberin Michaela Predeick einen Textkorpus vorgenommen, der die eigenen Erfahrungen mit einer psychischen Erkrankung zu einer bemerkenswerten literarischen Form verarbeitet: Einzelne Sätze oszillieren zwischen poetischen Selbstentwürfen und humorvollen Ermächtigungsparolen, aktivistischen Forderungen und konkreten Verweisen auf den Umgang mit Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen. Dazwischen thematisieren autobiografische Vignetten die von harten Machtgefällen geprägte Konfrontation mit Institutionen – seien es psychiatrische Kliniken, das Arbeitsamt oder die eigene Therapeutin. Damit liefert der Text den Reality-Check zu den zarten und spielerischen Panoramen von Nikolas Müllers Aquarellen, von denen eine umfassende Auswahl in Behindert die Anfänge versammelt ist.
Biographien:
Sebastian Fritzsch, (*1977) lebt und arbeitet in Köln. Er studierte Theater- und Kulturwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Fotografie, künstlerische Gestaltung und Filmregie an der HGB Leipzig und der Kunsthochschule für Medien Köln. Sein vielseitiges Werk bedient sich unterschiedlicher Medien – darunter Film, Malerei, Zeichnung, Collage und Keramik. Seine Arbeiten wurden bereits in zahlreichen Ausstellungen in NRW, Berlin und darüber hinaus gezeigt. In der Temporary Gallery steht erstmals sein fotografisches Werk im Zentrum.
Nikolas Müller (*1984) ist ein multidisziplinär arbeitender Künstler aus Köln. Nach einem Designstudium in seiner Heimatstadt Trier arbeitete er zunächst als 3D-Designer, bevor er an der Kunsthochschule für Medien in Köln bei Johannes Wohnseifer ein Studium der Freien Kunst begann, das er 2023 abschloss. In seinen Aquarellen, Zeichnungen, 3D-Animationen und Texten schöpft er aus seiner eigenen Biografie und verarbeitet Themen wie fragile Männlichkeit, psychische Erkrankungen, gesellschaftliche Ausschlussmechanismen und Behinderung zu farben- und formenreichen Reflexionen. Seine Kunstwerke wurden für mehrere Preise nominiert, u. a. für den Ramboux-Kunstpreis der Stadt Trier (2018) und den MuVi-Preis der Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen (2019). 2020 gewann er den Preis für das beste Musikvideo beim Internationalen Kurzfilmfestival Mumbai. Einzelausstellungen waren u. a. in Kunsträumen wie dem Kölner Kunstverein kjubh (2025, auf Einladung von Doris Frohnapfel), im GLASMOOG (2023, kuratiert von Meike Eiberger) sowie bei Richas Digest (2019, kuratiert von Aneta Rostkowska) zu sehen.
Michaela Predeick (*1987) studierte Kunstgeschichte, Deutsche Sprache und Literatur sowie Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft in Köln und arbeitete unter der Intendanz von Karin Beier in der Dramaturgie des Schauspiel Köln und des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg. Seit 2019 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität zu Köln. Dort promoviert sie zum Thema Figurationen der Depression in Gegenwartsliteratur und -theater und gestaltet als Dramaturgin das internationale Literaturfestival Poetica. Darüber hinaus kuratiert und moderiert sie regelmäßig Literaturveranstaltungen und ist Mitgründerin der unruly readings – Reihe für Literatur & Performance. Schwerpunkte ihrer interdisziplinär wissenschaftlichen und künstlerisch-publizistischen Arbeit sind ästhetische Verhandlungen von Themen wie Depression, Therapie und psychischer Gesundheit. 2020 publizierte sie bei StrzeleckiBooks zum World Mental Health Day den Bildband Therapy Flowers.
StrzeleckiBooks wurde 2009 von Carmen Strzelecki gegründet. Der Verlag publiziert Bücher über Kunst, Film und Musik, das Spektrum reicht von Ausstellungskatalogen über Künstlerbücher und theoretische Aufsätze. Im Programm sind etablierte Künstler wie Harun Farocki, Philip Guston und Andreas Schulze ebenso zu finden, wie junge, noch unbekanntere Künstler.
Förderung und Unterstützung
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Kulturamt der Stadt Köln