COLLAGEN
Talk mit Lucie Gorzolka, Timm Rautert und Berit Schneidereit
Fr, 17 Oktober, 19 Uhr

 

Im Rahmen der Ausstellung Sebastian Fritzsch: Schlaf. Portrait and Souvenirs.

Eintritt frei
Einlass: 18:30 Uhr
Beginn: 19 Uhr
Sprache: Deutsch

Der Begriff Collage bezeichnet sowohl eine künstlerische Technik als auch das daraus entstehende Werk. Das Wort stammt vom französischen Ausdruck papiers collés – eine Methode, bei der Papierschnipsel auf unterschiedlichsten Oberflächen geklebt werden. Bekannt wurde die Collage insbesondere zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Künstler wie Georges Braque und Pablo Picasso sie zur künstlerischen Revolution machten. Heute ist sie aus der zeitgenössischen Kunst nicht mehr wegzudenken.

Doch welche Rolle spielt die Technik heute noch in der Bildenden Kunst und Fotografie? Im Talk kommen drei Generationen miteinander ins Gespräch, die die Collage auf ganz unterschiedliche Weise nutzen. Während Timm Rautert bereits Ende der 1960er Jahre mit der Collage experimentierte, um die Grenzen des fotografischen Mediums auszuloten, wird die Technik bei Berit Schneidereit neu definiert, um andere Bildräume zu erschaffen. Lucie Gorzolka präsentierte erst vor wenigen Monaten Collagen bei ihrer Abschlussausstellung an der Düsseldorfer Akademie, die die Fragen nach Ordnung(en) ganz neu verhandelten.

Handelt es sich bei Collagen um Störungen oder Erweiterung? Welche Traditionslinien lassen sich für die Technik der Collage in der Kunstgeschichte nachzeichnen? Welche Wechselwirkung entfaltet sich zwischen dem fotografischen Ausgangsmaterial und den künstlerischen Eingriffen?

Gemeinsam mit unseren Gästen wollen wir diese Fragen diskutieren und der Collage huldigen.

Talkgäste: Lucie Gorzolka, Timm Rautert, Berit Schneidereit, Sebastian Fritzsch
Moderation: Timo Schmidt, Meike Eiberger

Lucie Gorzolka, geb. 1997 in Mönchengladbach, studierte Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. 2025 schloss sie ihr Studium als Meisterschülerin von Prof. Thomas Scheibitz ab. Ihre künstlerische Praxis begann mit der Malerei, hat sich aber im Laufe der Zeit auf Collage und Film ausgeweitet. Gorzolkas Interesse gilt dem Dialog zwischen diesen Medien, wobei sie untersucht, wie Bilder und Erzählungen fragmentiert, geschichtet und zusammengesetzt werden können, um neue Sichtweisen zu schaffen. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen dem persönlichen und dem kollektiven Gedächtnis und reflektieren über Erinnerungen, Transformation und die Räume, in denen sich unterschiedliche Perspektiven überschneiden.

Timm Rautert, 1941 in Tuchel/Westpreußen geboren. Studium der Fotografie von 1966 – 1971 an der Folkwangschule für Gestaltung in Essen bei Otto Steinert. 1971 erhielt er für das beste Diplom seines Jahrganges den Förderpreis der Schule den Folkwangpreis. Der fotografisch-künstlerischen Ausbildung war eine Beschäftigung mit der Lithografie an der von Oskar Kokoschka gegründeten Sommerakademie in Salzburg, 1965, vorangegangen. Noch während seines Studiums beginnt er mit ersten Experimenten zum Umgang mit dem Medium Fotografie, die er 1974 abschließt. Mit Reisen nach New York, 1969 und Japan, 1970, beginnt eine intensive Auseinandersetzung mit der dokumentarisch, journalistischen Fotografie. Zahlreiche Veröffentlichungen in nationalen und internationalen Zeitschriften. Ab den 1980er Jahren findet eine vermehrte Beschäftigung mit längerfristig angelegten Themen statt, die in Buch- und Ausstellungsprojekten münden. Von 1993 – 2008 Professor für Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst / Academy of Visual Arts Leipzig. Timm Rautert erhält 2008 als erster Fotograf den Lovis-Corinth-Preis für sein Lebenswerk. Das Museum Folkwang würdigt einen der wichtigsten deutschen Fotografen der Gegenwart und sein fotografisch-künstlerisches Schaffen 2021 mit einer großen Retrospektive.

In den Arbeiten von Berit Schneidereit (*1988, Frankfurt am Main, DE) wird das Medium zu einer Fläche der Reflexion, die das Sehen nicht nur im Sinne von Verstehen sondern auch als ein visuelles Abtasten, als etwas Taktiles, mitdenkt. Sie arbeitet mit verschiedenen Techniken der erweiterten Fotografie, wie der Direktbelichtung auf lichtempfindlichen Oberflächen, um unsere Wahrnehmung und die Beziehung des Mediums zum Raum zu erforschen. Hierfür formuliert sie mitunter Fragen nach dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur: Abbilder einer gezähmten und (kunst)geschichtlich geformten Natur in urbanen Parks und Gärten, stehen überwucherten, wilden Flächen gegenüber. Sie studierte an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie 2017 als Meisterschülerin von Andreas Gursky abschloss. Zu den jüngsten Ausstellungen zählen die G2 Kunsthalle, Leipzig, Centre Photographie Genève, Genf sowie TICK TACK, Antwerpen. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf.

 

Bilder:

1—Timm Rautert, Ohne Titel, 2024, adS Dots always work
2—Berit Schneidereit, shifter V, 2025,  Fotogramm auf Silbergelatinebelichtung,100 x 67 cm
3—Lucie Gorzolka „dortwo” 2025, 60 x 45 cm
4—Sebastian Fritzsch „Bett“, 2025, Collage aus Inkjetprints, 134 x 100 cm
5—Exhibition Poster 2, Fabian Wilczek