ANTOINE WATTEAU - ZEIGEN UND VERBERGEN
Christoph Martin Vogtherr
16 Februar 2018

 

Vortrag im Rahmen der Ausstellung „Olivier Foulon: Hard Return“

Antoine Watteau war einer der erfolgreichsten Künstler des 18. Jahrhunderts – gleichzeitig wird er als ein Zurückgezogener, Einsamer geschätzt und interpretiert. Er überzeugte ein informiertes und einflussreiches Publikum, ließ sich aber gesellschaftlich nicht einbinden. Diese Spannung ist als Haltung in seinem Werk angelegt. Sein berühmtestes Gemälde, „L’Enseigne, stand als Kunstwerk im Straßenraum zwei Wochen im Zentrum öffentlicher Aufmerksamkeit und wurde dann mit seiner Unzugänglichkeit zum Mythos.
Die Strategie des begrenzten Zeigens und ambivalenten Verbergens zieht sich durch sein Werk – in seiner Darstellung von sozialen Konstellationen und in den seltenen Auftritten Watteaus in seiner eigenen Kunst und der seiner Zeitgenossen. Watteau agierte zu einer Zeit, als die Kunstöffentlichkeit in Paris nur über wenige Institutionen verfügte und entwickelte deshalb in der Rolle des berühmten Unsichtbaren ein neuartiges Verhältnis zur Öffentlichkeit. Kurz darauf, unmittelbar nach seinem Tod, wurde er dann zu einem der meistreproduzierten europäischen Maler aller Zeiten.

Christoph Martin Vogtherr (geboren 1965 in Uelzen) studierte Kunstgeschichte, mittelalterliche Geschichte und klassische Archäologie in Berlin, Heidelberg und Cambridge. Nachdem er an der Akademie der Künste Berlin, der Stiftung Preußische Schlösser und den Gärten Berlin Brandenburg gearbeitet hat, wurde er dort 1997 zum Kustos für französische und italienische Gemälde ernannt. Ab 2007 war Vogtherr an der Londoner Wallace Collection als Kurator für Gemälde vor 1800 tätig. 2011 wurde er Direktor der Wallace Collection. Seit Oktober 2016 ist er Leiter der Hamburger Kunsthalle. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in französischer und britischer Kunst des 18. Jahrhunderts und der Geschichte des europäischen Kunstsammelns der frühen Neuzeit.


Förderung und Unterstützung

Stiftung Kunstfonds
Arts Flanders / Kunsten en Erfgoed


Bilder

Antoine Watteau: L'Enseigne, Frühjahr 1720, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Schloss Charlottenburg