AIC ON 2019
Freie Szene als Akteure der Stadtgesellschaft
“The Streets are Ours“
24 Mai 2019

 

Off-Spaces, Projekträume, Festivals, Magazine, nomadische Kunstprojekte, Kunstvereine – die freien Kölner Kunstinitiativen bilden einen zentralen Bestandteil der facettenreichen Kunstszene Kölns. Einige sind erst seit kurzem, andere seit vielen Jahren oder sogar schon Jahrzehnten aktiv. Sie fungieren als fluide Räume für künstlerische Experimente sowie als transdisziplinäre Labore für neue, eigenständige Formate. Die Mannigfaltigkeit an Off-Plattformen in Köln als impulsgebende Kraft hat eine lange Tradition, neu ist ihre Positionierung: Künstler_innen, Kurator_innen und Kulturschaffende organisieren sich in einem solidarischen Bündnis unabhängig von den etablierten Institutionen und feiern in diesem Jahr bereits zum vierten Mal mit dem gemeinsamen Wochenende AIC ON den Zusammenschluss der Kunstinitiativen Köln / Art Initiatives Cologne, kurz AIC. AIC lädt zum gemeinsamen Wochenende AIC ON vom 24. bis 26. Mai 2019 ein – mit Ausstellungen, Aktionen, Performances, Konzerten und Stadtspaziergängen mit namhaften Künstler_innen und Kulturschaffenden, die die verschiedenen Kunstinitiativen verbinden und in den jeweiligen Stadtvierteln verorten. Weitere Informationen finden Sie hier.

AIC ON in der Temporary Gallery:
Auftaktveranstaltung: Freie Szene als Akteur der Stadtgesellschaft „The Streets are Ours“
Fr 24 Mai 2019

Das Ziel der Veranstaltung ist, über die Rolle der künstlerischen Initiativen in der Stadtentwicklung zu reflektieren. Anhand von lokalen, nationalen und internationalen Beispielen werden wir analysieren wie Künstler auf die städtische Krisen reagieren, alternative Stadtentwürfe entwickeln und mit der Stadtverwaltung zusammenarbeiten, um diese zu realisieren. Die eingeladene Gäste sind Künstler, Aktivisten und Wissenschaftler. Der Abend wird moderiert von Prasanna Oommen.

Programm:

16:30 Uhr: Einlass
17:00 – 17:15: Begrüßung durch Heike Ander (AIC) und Aneta Rostkowska (Temporary Gallery)
17:15 – 18:10: Vortrag von Jan Liesegang von raumlaborberlin
18:20 – 18:50: Präsentation von Helle Habenicht. Im Anschluss Gespräch mit Nadine Müseler und Benjamin Thele (Kulturamt / Stadt Köln)
18:50 – 19:20: Präsentation von Sandra Riedmair (Niehler Freiheit e.V.) und David Morsi (Niehler Freiheit e.V., urbane liga)
19:35 – 20:40: „Less fun, more work: Public space as an infrastructure of/for revolution“ Vortrag von Krzysztof Nawratek (in Englischer Sprache)
Ganztägig: X-SÜD AKTIVATOR

17:15 – 18:00
Vortrag: Jan Liesegang (raumlaborberlin
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raumlaborberlin wurde 1999 als Interessengemeinschaft von mehreren Künstlern und Architekten gegründet, die jeweils projektbezogen und interdisziplinär arbeiten, um gemeinsame Ziele in der Architektur, dem Städtebau, Aktionskunst, Landschaftsarchitektur, Gestaltung des öffentlichen Raumes und mit künstlerischen Installationen zu verfolgen. Zum Kernteam gehören Markus Bader, Benjamin Foerster-Baldenius, Andrea Hofmann, Jan Liesegang und Matthias Rick. Zu den bekanntesten Werken zählen das „Küchenmonument“ (mit dem sie auf der Biennale Venedig 2006 vertreten waren) und der „Gasthof Bergkristall“ im Palast der Republik. Neben ihren temporären Architekturen entwickelten sie auch Projekte für den Kunstraum München, den Kunstverein Heidelberg, das ZKM, Kampnagel Hamburg und für die Architektur Biennale in Venedig.

18:20 – 18:50
Präsentation: Helle Habenicht. Im Anschluss: Gespräch mit Nadine Müseler und Benjamin Thele (Kulturamt / Stadt Köln)
Seit Frühjahr 2018 erarbeiten verschiedene Initiativen, Anwohner_innen und Arbeitsgruppen gemeinsam mit der Stadt Köln Projekte, Konzepte und Veranstaltungen, um den Ebertplatz wieder in einen beliebten und vielfältig genutzten öffentlichen Platz zu verwandeln. Den Schwerpunkt bilden (sozio-) kulturelle Angebote, schon bald wird es aber auch Gastronomie sowie kleinere gestalterische Aufwertungen geben. Der gesamte Prozess lebt dabei von dem Engagement verschiedenster Menschen.

18:50 – 19:20
Präsentation: Sandra Riedmair (Niehler Freiheit e.V.) und David Morsi (Niehler Freiheit e.V., urbane liga)
Niehler Freiheit ist ein Verein, der im Februar 2017 gegründet wurde. Ziel des Vereins ist es, urbanen Lebensraum gemeinschaftlich zu schaffen, zu gestalten und kulturell zu nutzen. Innerhalb des Vereins setzen sich verschiedene Kollektive für die unterschiedlichen kulturellen Schwerpunkte ein und führen eigenverantwortlich Veranstaltungen und Projekte auf dem Vereinsgelände durch. Offenheit und gegenseitiges Vertrauen sind dabei der Grundsatz.
Die Urbane Liga ist ein Bündnis junger Stadtmacher, die sich aktiv in die Gestaltung ihrer Städte mit einbringen möchten. Als Projektschmiede, Ideenlabor und Netzwerkplattform zielt die Urbane Liga darauf ab, das Wirken junger Erwachsener in Deutschland zu stärken, indem sie ihre Mitsprache im öffentlichen Diskurs fördert, gemeinsame Stadtvisionen entwickelt und Handlungsmöglichkeiten erweitert.

19:40 – 20:40
„Less fun, more work: Public space as an infrastructure of/for revolution“
Vortrag von Krzysztof Nawratek (in Englischer Sprache)
Öffentlicher Raum ist weder Ort der Freiheit noch des individuellen Ausdrucks. Doch er ist auch kein leerer Hintergrund, vor dem sich Einwohner treffen und kommunizieren. Proteste, die sich weltweit auf öffentlichen Plätzen ereigneten (wie die Belagerung der Pariser Straßen 1968 durch Studenten), sind aus zwei Gründen wirksam: erstens, die Verbindung zu globalen Netzwerken der Produktion und Verteilung von Informationen; und zweitens, der Umstand dass Massendemonstrationen die regulären Vorgänge der Stadt unterbrechen. Öffentlicher Raum wird wichtig, wenn er Teil einer globalen Maschinerie der Produktion und Promotion von Ideen ist, und wenn er als Teil ein Infrastruktur behandelt wird, dessen Funktionieren integral für Förderung des städtischen Lebens ist. Öffentlicher Raum sollte nicht als Ort des Vergnügens, sondern als politische Infrastruktur der und für soziale(n) Veränderung verstanden werden.

Zu AIC ON 2019 macht der X-SÜD AKTIVATOR Station in der Temporary Gallery.
 Bei X-SÜD arbeiten Künstler und Künstlerinnen mit und ohne Beeinträchtigung zusammen. Einige kommen aus dem Kunsthaus KAT18. Sie machen Kunst, Design und Architektur. X-SÜD arbeitet zusammen mit Fachleuten. Eine feste Zusammenarbeit gibt es mit raumlaborberlin. Es geht um Kunst. Es geht um Begegnung. Und es geht um Stadtentwicklung. Thema ist: Wie wollen wir zusammen arbeiten? Wie wollen wir zusammen wohnen? Hinter X-SÜD steht die Idee, ein inklusives Atelierhaus in den Vierteln von Köln und ein inklusives Wohnprojekt in erreichbarer Nähe zu bauen. Der X-SÜD AKTIVATOR ist ein erstes Aktionsmöbel und bringt diese Idee in die Kölner Stadtquartiere. Erste Einsatzorte waren der Ebertplatz und das Rathaus im Spanischen Bau, neben dem Kölner Stadtmodell. Ins Leben gerufen hat das Projekt der Verein KUBIST e.V. mit Künstlern und Künstlerinnen von Kunsthaus KAT18, die seit Beginn an der Idee und Gestaltung mitarbeiten.

Biographien:

Prasanna Oommen arbeitet seit 20 Jahren in NRW und auf Bundesebene als Moderatorin (deutsch/englisch), Öffentlichkeitsarbeiterin und Autorin/Texterin in den Bereichen Politik und Gesellschaft, Kunst und Kultur, Bildung und Medien. Sie war Pressesprecherin verschiedenster Institutionen und Unternehmen in Nordrhein-Westfalen und Hessen und sie ist ehemalige Vorständin sowie aktives Mitglied der Neuen Deutschen Medienmacher e. V. Ihr Portfolio umfasst neben Veranstaltungs- und Prozessmoderationen zahlreiche Qualifizierungsangebote und die Entwicklung von passgenauen Konzepten im Bereich der Kommunikationsberatung. Prasanna Oommen hat Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaften studiert und nach dem Studium zunächst als freie Journalistin und Synchronsprecherin im Hörfunk und in der Filmwirtschaft gearbeitet. Sie ist ausgebildete Tänzerin (Köln/Bangalore) und war langjährig als Tanzvermittlerin in der Jugend- und Erwachsenenbildung tätig.

Jan Liesegang, 1968 in Köln geboren, ist Architekt und lebt in Berlin. Er ist seit 2017 Professor APP / DAV an der Bergen School of Architecture, Norwegen. Liesegang studierte Architektur in Berlin, Kopenhagen und New York. Er gründete 1999 die Architektengruppe raumlabor berlin und realisierte zahlreiche experimentelle Projekte im öffentlichen Raum. 2001–2007 war er Assistent an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Er arbeitet zusammen mit seiner Frau und Partnerin Frauke Gerstenberg.

Sandra Riedmair ist in München geboren und studierte Sozialwissenschaften und Medienkulturanalyse in Köln, Düsseldorf, Wien und Nantes. Seit der Gründung der Niehler Freiheit im Jahr 2017 betreut sie dort den Bereich Film und ist Mitglied des Vorstandes. Sie ist als Kuratorin und Regieassistentin für Film und Hörfunk, u.a. Kurzfilmfestival Köln und WDR tätig, und besucht seit 2018 die Kunsthochschule für Medien, mit Schwerpunkt Film.



Helle Habenicht, seit 2010 wohnhaft in Köln, studierte Sozialwissenschaften mit einem Schwerpunkt auf "Urbane Kultur, Gesellschaft und Raum" an der Universität Duisburg-Essen. Ihre Masterarbeit befasste sich mit der Zwischennutzung am Ebertplatz. Habenicht engagierte sich bei der sozialen Stadtteilarbeit in Mexiko City und arbeitete beim Ernährungsrat der Stadt Köln. Sie ist Teil des Koordinationsteams der Zwischennutzung und arbeitet freiberuflich für die Stadt Köln.

David Morsi ist in Schweinfurt geboren und aufgewachsen. Anschließend absolvierte er einen Bachelorstudiengang in Geographie, Städtebau und Sozialwissenschaften in Köln, Bonn und Rio de Janeiro. Seit Herbst 2018 studiert er einen Masterstudiengang der Urbanistik - "Urban Culture, Society and Space". Seit der Gründung der Niehler Freiheit ist David in der Organisation und Kommunikation des Kollektivs involviert und kuratiert Kulturveranstaltungen verschiedener Art. Besonders der Bereich der Außenwirkungen und Einbindung in den urbanen und politischen Kontext beschäftigen ihn. Durch sein Engagement wurde er Teil der "Urbanen Liga", einer bundesweiten Plattform „junger Stadtmacher“ initiiert durch das BBSR (Bundesinstitut für Bau, Stadt- und Raumforschung). Seit Januar 2019 ist er beim Stadtraummanagement der Stadt Köln für das Projekt „Zwischennutzung Ebertplatz“ tätig.

Krzysztof Nawratek ist außerordentlicher Professor für Humanwissenschaften und Architekturdesign an der University of Sheffield. Zuvor war er Privatdozent für Architektur an der Plymouth University. Er arbeitete als Architekt und Urban Designer in Polen, Litauen und Irland. Er war Gastprofessor der Geographie an der Universität Litauen und Wissenschaftler am National Institute for Regional and Spatial Analysis, Maynooth, Irland. Sein Interesse liegt hauptsächlich bei der Urban Theory im Zusammenhang von post-säkularer Philosophie, der Entwicklung nachsowjetischer Städte, der Krise des zeitgenössischen neoliberalen Stadtmodells und urbaner Reindustrialisierung. Ausgewählte Veröffentlichungen: City as a Political Idea (Plymouth, University of Plymouth Press, 2011), Holes in the Whole. Introduction to the Urban Revolutions (Winchester Zero Books, 2012) and Radical Inclusivity. Architecture and Urbanism (ed. DPR-Barcelona, 2015). Zuletzt publizierte er Total Urban Mobilisation. Ernst Jünger and Post-capitalist City (Palgrave 2018).


Förderung und Unterstützung

Kulturamt der Stadt Köln
Rhein Energie Stiftung
Deltax Wirtschafts- und Steuerberatungsgesellschaft mbH
Hotel Chelsea

Bilder
1 — AIC - Art Initiatives Cologne, 2019