EMBRACING THE FOLD
Kinke Kooi and Roland Schimmel
10 Mai — 10 August 2025
Kurzinfo in einfacher Sprache
Kinke Kooi und Roland Schimmel sind eine Künstlerin und ein Künstler aus den Niederlanden. Obwohl sie schon fast 40 Jahre zusammen leben und arbeiten, haben sie ihre Kunst noch nie zusammen ausgestellt. Das ist überraschend, denn ihre Werke passen gut zusammen. Die beiden sagen: Ihre Kunst ist im Austausch miteinander entstanden. Sie haben sich gegenseitig beeinflusst. Jetzt machen sie zum ersten Mal gemeinsam eine Ausstellung in der Temporary Gallery. Man sieht dort:
– Malereien
– Zeichnungen
– Computer-Animationen
– Collagen
– Wandmalerei
Die Ausstellung hat einen englischen Titel. Auf Deutsch heißt er “Umarmung der Falte” oder “Falte umarmen”. Der Name passt gut zur Ausstellung, weil es in den Bildern von Kinke Kooi und Roland Schimmel oft um Falten geht: Man sieht Falten in den Bildern – als gemalte Linien und Formen. Aber es geht auch um eine Idee – eine Falte kann etwas sein, worüber man nachdenkt, wie in der Philosophie.
Die Ausstellung will ein warmes Gefühl hervorrufen – so, als würde man von einer Falte umarmt. Das zeigt auch die Verbundenheit der beiden Künstler*innen.
Die Künstlerin Astrid Kajsa Nylander und der Designer Pål Rodenius haben eine besondere Idee für den Ausstellungsraum entwickelt. Dazu gehören zum Beispiel Möbel und ein Teppichboden.
Diese Idee verbindet die Kunstwerke im Raum noch stärker miteinander. Der Raum wirkt offen und lädt alle zum Bleiben, Wohlfühlen und Nachdenken ein.
Falte
Immerzu Falte in der Falte, wie eine Höhlung in der Höhlung.
Das barocke Haus hat zwei Etagen. Ein Turm in der Mitte des Gebäudes, verengt, rund und wendig, oder kantig und vergiebelt, bildet die obere Etage: Abgeschlossenes Privatzimmer, tapeziert mit einer von Falten untergliederten Leinwand. Die untere Etage ist weitläufig und quadratisch. Sie umfasst Gemeinschaftszimmer mit einigen kleinen Öffnungen, die fünf Sinne.
Als ich Kinke Kooi und Roland Schimmel im Winter 2019 das erste Mal in Arnhem besuchte, fand ich eben jenes barocke Haus vor. Zwei Ateliers übereinander. Oben Zeichnungen voller Falten, Fächer, Tunnel, Ritzen, Schichtungen, Rüschen und Höhlen. Und unten eine Bildwelt, die sich in Sphären, Lichtquellen, Strahlen, Reflektionen, Flecken, Flackern, Fixpunkten und Öffnungen ausbreitet.
Einige Jahre später entdeckte ich die Allegorie des barocken Hauses in Die Falte. Leibniz und der Barock – eine Darstellung, die ich nicht nur mit Koois und Schimmels gemeinsamem Wohn- und Arbeitsort verbinden konnte, sondern die zudem eine Art Gleichung oder Kreuzung ihrer beider Arbeits- und Denkweisen darzustellen schien. Die beiden Etagen sind architektonisch getrennt und befinden sich doch unter einem Dach. In den meisten Häusern sind sie mit einer Treppe verbunden. Mit Gewissheit kommunizieren die beiden Etagen (darum reicht das Kontinuum bis in die Seele zurück), schreibt Deleuze.
In Die Falte untersucht der französische Philosoph Gilles Deleuze, wie das barocke Denken nicht linear, sondern gekrümmt, gefaltet und vielschichtig ist. Die Welt besteht nicht aus festen, abgeschlossenen Dingen, sondern aus kontinuierlichen Übergängen, aus Faltungen – wie Stoffe, die sich unendlich weiter falten lassen oder in etliche faltige Lagen fallen. Dieses Denken findet er exemplarisch bei Gottfried Wilhelm Leibniz, insbesondere in dessen Vorstellung der Monade: ein inneres, geschlossenes Zentrum der Wahrnehmung, eine Art Mini-Kosmos, der alles enthält, was er braucht, um die Welt aus einer eigenen Perspektive zu erleben. Die Idee der Monade ist ein Konzept, um zu verstehen, wie Leibniz das Universum als ein System von tief miteinander verbundenen und durch diese Verbundenheit gestärkten und dadurch unabhängigen Einheiten sah. Gleichsam ist die Welt nicht aus abgeschlossenen Einheiten aufgebaut, sondern aus unendlichen Faltungen. Die Falte beschreibt Übergänge, Differenzen, Dynamiken, Brücken zwischen Innen und Außen, Subjekt und Welt. Die Falte fordert ein Denken, in dem Komplexität, Differenz und Prozessualität zentral sind, anstelle von festen, linearen Identitäten oder simplen Dualismen.
Die Ausstellung Embracing the Fold ist in eine Falte gerutscht, von einer Falz schützend umschlossen, umschlungen, umarmt, ist eine Verschränkung, eine Verbindung, ein Übergang, zwischen dem Kurz-davor und Gleich-danach. Kurz vor dem Eintauchen in die Dichte von Kinke Koois Zeichnungen – ich stelle mir vor, wie mein Gesicht ganz nah vor den floralen Formen, wie in einen Blumenstrauß hinein sinkt, immer tiefer gleitet, einsackt in ein warmes Kissen, schwerer und behangener wird – mehr Schmuck, mehr Schutz, mehr Zier, mehr Gier.
Und dann klart es auf, der Blick führt wieder hinaus, oder vielmehr hinein in die Bilder von Roland Schimmel. Sie kreisen um die Idee des Danach, denn das, was bleibt, ist ein Nachbild, ein Flimmern, Surren, Wabern. Wenn Koois Arbeiten das Gefühl verleihen, sich noch davor zu befinden, sind Schimmels Werke, das, was danach, vielleicht auch nur kurzweilig, vor dem Auge erscheint und nachleuchtet.
Die Arbeiten von Kinke Kooi und Roland Schimmel ergeben zusammen einen Atemzug, eine zweischrittige, aufeinander zufließende Bewegung: Zusammenziehen und ausdehnen, sich in Falten legen und wieder glätten, verschrumpeln und wieder anschwellen, einziehen und ausbreiten.
Koois und Schimmels Arbeiten verhalten sich zueinander wie eine Kippfigur, eine Umstülpung, eine Umkehrung vom Großen ins Kleine, vom Äußeren ins Innerste und umgekehrt. Die präzise gesetzten, molekülartigen Kreisformen bei Roland Schimmel finden sich in Kinke Koois gezeichneten runden Perlen, Beeren, Fraktalen, in den natürlichen wie artifiziell angelehnten Gegenständen und Strukturen ihrer Bilder wieder. Als wäre eine zeitliche Verschiebung oder ein Abstraktionsgrad zwischen die beiden geraten.
Die Falte taucht in den Werken von Kinke Kooi auch als Falten der Scham und gleichzeitig als Falten der Selbstermächtigung auf. Dargestellt als vaginale Falte, als Altersfalte oder Bauchfalte, lösen sich stereotype Schönheitsideale wie auch die so lange unterdrückten und unsichtbar gemachten Lustkörper weiblich gelesener Personen in ihrer Tabuisierung auf.
Die Falte fungiert auch als Versteck, als Rückzugsort und Schutzhülle. Kinke Kooi sagt in einem Interview: I come to the rest in the holes of shame, as it were. I live in them for a while, I explore them. Sie beschreibt oft, wie Anfang der 1980er-Jahre, als sie an der Kunstakademie in Arnhem studierte, ihre dekorativen, geschwungenen, exzessiven Formen sich der damaligen Vorstellung widersetzten, dass Minimalismus und Rationalität überlegen sind. Dieser Widerstand schaffte einen starken Standpunkt, der sich bis heute durch jede Pore ihres reichen Werks zieht und macht sich zu eigen, was historisch als „weibliche“ Ästhetik abgetan wurde. Gleichsam ging für sie jener Prozess auch mit Schamgefühlen und Rückzugsimpulsen einher, die sie in ihren Arbeiten stetig thematisiert.
Koois Arbeit umfasst die Falte in einer Weise, die mit Körperwahrnehmung und auch der Herausforderung von Hierarchien verbunden ist: Wie sich die Elemente in ihrem Werk verflechten und ausdehnen, suggeriert eine nicht-hierarchische, miteinander verbundene Welt, in der keine einzelne Form dominiert – dies kann als Metapher für feministische Ideale der Relationalität und Fürsorge gelesen werden und schlägt eine Brücke zurück zu Gilles Deleuze, der diesen Aspekt der “Sorgearbeit der Falte” jedoch auslässt.
Roland Schimmels Malereien umfassen die Falte weniger durch physische Materialität, sondern durch wahrnehmungsbezogene Expansion und Kontraktion. Denn sein Werk existiert nicht nur an der Oberfläche, es faltet sich vielmehr in die Netzhaut, in die Erinnerung, in das Nervensystem und macht die Wahrnehmung zu einem sich entfaltenden Prozess. Die Art und Weise, wie Farben und Farbverläufe Kanten auflösen und eine optische Instabilität erzeugen, deutet auf eine Faltung von Raum und Zeit hin, bei der das Sehen nicht fixiert ist, sondern sich immerzu verschiebt. Das dynamische Spiel von Licht und Sinneseindrücken in seinem Werk schafft einen Grad an Intensität, ähnlich wie Deleuze die barocke Falte als Energie beschreibt, die sich durch den Raum bewegt und die Realität selbst krümmt. Schimmels Arbeit faltet die Wahrnehmung in den Körper ein und verankert sie in der Erinnerung, in Nachbildern und neurologischen Prozessen.
So wie Kinke Koois Falten eine feministische Ethik der Fürsorge, Gleichheit und Verkörperung zum Ausdruck bringen, können Schimmels Wahrnehmungsfalten, indem sie feste visuelle Strukturen auflösen, ebenfalls eine Art radikale Offenheit, eine Aufhebung der Kontrolle über das Sehen selbst beinhalten. Diese gemeinsam durch künstlerische Prozesse hervorgebrachte Umarmung der Falte verweist auf eine fließende Weise, die Welt zu erfahren – eine, die sich strengen Kategorien ihrer Zeit, starren Hierarchien und festen Perspektiven widersetzt.
Ausdehnung
Die Seele ist durch den ganzen Körper hindurch ausgedehnt, sagt Descartes, sie dehnt sich seine ganze Länge hindurch, ist ganz und gar in ihm, in ihn eingeschmiegt, hineingerutscht, eingesickert, ihn durchtränkend, die Fühler ausstreckend, ihn aufblasend, modellierend, allgegenwärtig.
Als Gegenbewegung zur Einfaltung eröffnen die Werke von Kooi und Schimmel auch eine Entfaltung – das Potential der Ausdehnung.
Roland Schimmel denkt in seiner Arbeit über den Begriff der „Hyperdifferentialität” nach (Brian Massumi). Für ihn bedeutet dies die Vorstellung eines unerschöpflichen Möglichkeitsraums, der auf virtueller Ebene bereits alles enthält. Wenn in seiner Arbeit das Licht dieses universelle Potenzial repräsentiert, könnte die Farbe als die erste Ausdehnung betrachtet werden – so wie Farben erscheinen, wenn Licht durch ein Prisma projiziert wird. Schimmel stellt sich vor, dass im menschlichen Sehorgan noch eine bio-kosmische Erinnerung an ein ursprüngliches und hyperdifferentes Licht gespeichert ist, das die Menschen als Neugeborene aufnehmen – als eine Art „inneres“ Licht. Nach seiner Auffassung entspringen die Nachbilder des Reservoirs jenem „inneren Licht“. Sie stellen eine physische Verbindung her und wirken wie ein Gleichgewicht zwischen einer sich ständig verändernden spezifischen Aktualität (Farben, wie sie in der Umgebung bzw. Realität erscheinen) und der Entfaltungsmöglichkeiten. Sie bilden gewissermaßen eine Brücke zwischen Körper und Seele.
Mit anderen Worten: Nachbilder sind zutiefst relational und verbinden verschiedene Teile zurück zu einem hyperdifferenzierten, universellen Ganzen. In diesem Sinne können sie für Schimmel eine heilende Qualität haben. Ihre funkelnde und hektisch springende Erscheinung kann allerdings auch ein Gefühl der Ohnmacht oder des Kontrollverlustes hervorrufen, das beängstigend, herausfordernd und aufregend zugleich sein kann.
Die Distanz zwischen einem Bild und dem, was es repräsentiert, wird durch die Kurzschlusswirkung des Nachbildes in Zeit und Raum obsolet. Nachbilder sind, wie Gravitationswellen, eine physische Erinnerung an eine ferne kosmische Vergangenheit. Roland Schimmel sagt, seine Arbeit funktioniere für ihn wie eine Übung im Bewusstsein und in der Einstimmung auf das ständige Wechselspiel zwischen dem Universellen und dem Spezifischen – sie stellt die spezifische Pünktlichkeit in eine breitere und universellere Perspektive.
Kinke Kooi beschreibt ihre Arbeitsweise als Akt des Ausfüllens und Ausbreitens und vergleicht diese mit Wasser. Denn Wasser hat keine eigene Form und ist maximal anpassungsfähig an jede andere. Wasser fließt stets zum tiefsten Punkt und füllt selbst die kleinsten Zwischenräume, ohne auch nur eine Lücke auszulassen. Kooi sagt, dass ihre Art zu Zeichnen auch als Prozess der Anpassung zu beschreiben sei – den Raum zwischen den Dingen ausfüllen. Dadurch gelinge es ihr, alles zu berühren, mit allem auf einmal in Kontakt zu sein. Diese umgreifende Verbundenheit bringt etwas elektrisierendes, lustvolles und überwältigendes mit sich, für die Zeichnerin selbst wie für die Betrachter*innen.
Erneut Gilles Deleuze zitierend, findet sich eine Veranschaulichung der prozessualen Ausbreitung von Innen heraus, die Kinke Kooi ähnlich benennt. Die Materie stellt also eine unendlich poröse, schwammige oder ausgehöhlte Textur ohne leeren Raum dar, immer wieder eine Höhlung in der Höhlung: jeder noch so kleine Körper, enthält eine Welt, insofern er von unregelmäßigen Gängen durchlöchert ist, umgeben und durchdrungen von einem immer feineren Flüssigen.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit beiden Künstler*innen vor wenigen Monaten. Wir tauschten uns über Raumerfahrungen aus und über das Gefühl, ausgehend von einer Stelle im Zimmer die Proportionen der Umgebung entgleiten zu sehen: Liegend im Bett kurz vor dem Schlafen, im Halbdunkeln. Der Körper verkleinert sich, zieht sich zusammen – wie in den Nabel des Zimmers rutschen unsere Körperglieder an einer Tiefstelle zusammen. Der Raum hingegen nimmt Platz ein, entfaltet sich, klappt zu den Seiten weg, öffnet sich ins Unendliche und mit ihm alle Formen, Lichtkegel und Schatten, die er mit sich bringt.
Gier
Um das Wort direkt entwaffnen zu wollen, geht es natürlich nicht um die Gier als gemeine, raffsüchtige, zerstörerische Energie, sondern vielmehr um die drängende, unermüdliche Sehnsucht nach mehr. Denn dies ist ein Gefühl, das die Werke beider Künstler*innen stark in mir hervorrufen. Trotzdem spreche ich von Gier, denn es fühlt sich richtiger an, sich mit dieser Wortwahl maßlos aus dem Fenster zu lehnen. Die Gier, die ich empfinde, ist ein Hunger nach dem Klitzekleinen, Fragilen, Zerbrechlichen, nach allem was glitzert und blitzt, strahlt und beißt, nach dem endlos offenem, nach dem universellen, danach die Augen immer weiter auf zu reißen, oder immer fester zusammen zu kneifen, um auch das kleinste Detail in seiner Feinheit und Schärfe erkennen zu können.
Es ist die pochende Lust darauf, einzusinken, abzutauchen, zu verschwinden, alles berühren zu können, eingesogen zu werden, in eine immersive, vielleicht sogar psychedelische Erfahrung.
Diese Gier nach echten Empfindungen, nach Extremen wie Überflut und Reduktion, hat die Menschen in der Vergangenheit immer wieder in epochalen Schüben umhergetrieben. Und sie ist sehr aktuell.
Koois und Schimmels Werke befinden sich in ihrer Unterschiedlichkeit gemeinsam in einer Falte dazwischen, zwischen Gedränge und Meditation. Sie sind somit eine Art Inkarnation dessen, was jene Gier vorantreibt.
Interessant ist übrigens auch, dass Schimmels Arbeiten nach all diesen Versuchen, Gedanken zu sammeln und in Worte zu fassen, überraschend gegenständlich und Koois Werke mitunter sehr abstrakt auf mich wirken können.
Text: Lisa Klosterkötter
Fußnoten:
1—Die Falte, Leibniz und der Barock, S.16, Gilles Deleuze, 2000
2—Das barocke Haus (Allegorie) in: Die Falte, Leibniz und der Barock, S.13, Gilles Deleuze, 2000
3—Ebd.
4—Ausdehnung der Seele, S. 8, Jean-Luc Nancy, 2017
5—Die Falte, Leibniz und der Barock, S.14, Gilles Deleuze, 2000
Die Künstlerin Astrid Kajsa Nylander und der Innenarchitekt Pål Rodenius haben gemeinsam ein Mobiliar- und Raumkonzept für Embracing the Fold entwickelt. Ausgehend von Nylanders Malerei und Rodenius Design haben sie mit der Idee gearbeitet, ihre jeweiligen künstlerischen Ausdrucksformen mit den Werken von Kinke Kooi und Roland Schimmel in Resonanz zu bringen. Die Gestaltung einer Reihe von Sitzbänken orientiert sich an dem Faden- und Knopfmotiv aus Nylanders Serie Minijobs – eine Serie von Malereien, an der die Künstlerin seit 2016 arbeitet. Inspiriert von Kindheitserinnerungen an die Knopfsammlung ihrer Großmutter wird der Knopf zum zentralen Element – gewöhnlich und funktional, zugleich aber ein technisches Wunderwerk, das Teile miteinander verbindet und zusammenhält. Knöpfe tauchen auch in Kinke Koois Zeichnungen auf und finden zudem einen Widerhall in Roland Schimmels kreisförmigen Nachbildern.
Für die Ausstellung in der Temporary Gallery haben Nylander und Rodenius einen gewundenen Faden als modulare Sitzbank entworfen. Der Faden kann Elemente verknüpfen, sich aber zugleich auch wieder auflösen, auseinanderdröseln oder teilen. Ein freistehender Knopf im Raum fungiert als niedriger Spiel-, Bastel- oder Schreibtisch.
Die Raumgestaltung trägt dazu bei, dass die ausgestellten Werke in einem immersiven Setting noch enger miteinander verwoben und zu einer gemeinsamen Erfahrung werden. Die Ausstellung lädt gleichsam zum Zeit verbringen und Gedanken fassen ein.
Astrid Kajsa Nylanders (*1989 in Göteborg, Schweden) Praxis umfasst Performances und Installationen in Arbeiten, die als Lesarten der Malerei in einem erweiterten Feld beschrieben werden können. Ihre Gemäldeserie Minijobs wurde in der Galerie PAGE (NYC) in New York ausgestellt und ist Teil der Sammlung des Moderna Museet. Im Jahr 2019 wurde Nylander mit dem Stiftungspreis der Sparkasse Siegen ausgezeichnet, gefolgt von einer Einzelausstellung im Kunstverein Siegen. Gemeinsam mit Helena Lund Ek leitet Astrid Kajsa Nylander Painting Practice – ein Forum für Malerei mit Künstlergesprächen, Ausstellungen, Lesungen und Workshops.
Pål Rodenius (*1982 in Visby, Schweden) ist Innenarchitekt und Designer. Dabei setzt er sich kritisch mit Formfragen auseinander, um eine weite Perspektive auf die Frage zu entwickeln, was sie repräsentieren oder kommunizieren. Seine Methoden umfassen mehrere Maßstäbe und Ausdrucksformen, darunter Innenräume, Möbel und Skulpturen – häufig mit Spuren von Handwerkskunst. Mit einem Fokus auf Materialität, Ökonomie und soziale Perspektiven versucht er, nachhaltige Prozesse zu entwickeln, bei denen Pädagogik und die kollektive Kraft von gemeinsamem Wissen und Erfahrung zentrale Komponenten sind. Rodenius arbeitet als Dozent für Innenarchitektur und Möbeldesign an der Konstfack Universität für Kunst, Handwerk und Design in Stockholm.
Kinke Kooi (*1961 in Leeuwarden, Niederlande) ist bekannt für ihre detaillierten Zeichnungen, die subtile, organische Formen mit einer fast haptischen Präsenz hervorbringen. Ihre Arbeiten thematisieren Fragen von Intimität, Körperlichkeit und Sprache und zeichnen sich durch eine opulente, oft hypnotische Ästhetik aus. Kooi ist eine der markantesten zeitgenössischen Künstlerinnen der Niederlande. Sie hat zahlreiche Einzelausstellungen in renommierten Institutionen wie dem Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam, dem Museum Arnhem, dem Rijksmuseum Amsterdam und der Frances Young Tang Teaching Museum, Skidmore College, Saratoga Springs umgesetzt. Sie wird von den Galerien Lucas Hirsch in Düsseldorf und der Galerie Adams und Ollman in Portland repräsentiert. Ihre Werke sind in bedeutenden Sammlungen vertreten, darunter die des Rijksmuseums Amsterdam, des Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam, Sammlung Goetz in München und in der Philara Sammlung in Düsseldorf.
Roland Schimmels (*1954 in Hooglanderveen, Niederlande) Arbeiten setzen sich mit der Wahrnehmung und der Interaktion zwischen dem menschlichen Auge und dem Gehirn auseinander. In seinen Gemälden, Wandmalereien, Computeranimationen und Installationen untersucht Schimmel, wie visuelle Phänomene wie Nachbilder entstehen und welche Rolle sie in unserem Verständnis der Realität spielen. Ein Beispiel seiner Arbeit ist die Wandmalerei The Innocent Eye, die er 2012 für den Innenhof des Van Abbemuseums in Eindhoven schuf. In dieser Installation lenkt er die Wahrnehmung der Betrachter*innen, indem er das Sonnenlicht selbst in die Gestaltung einbezieht. Schimmel hat unter anderem im Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam, im Stedelijk Museum in Amsterdam und im Van Abbemuseum in Eindhoven ausgestellt. Er wurde zudem mit einer ortspezifischen Wandmalerei für die niederländische Botschaft in Kiew beauftragt. Er erhielt den Preis für Astronomie und Kunst der KNAW. Seine Arbeiten sind in verschiedenen Sammlungen vertreten, darunter die Kunstsammlung der Haagse Hogeschool und ABN Amro Sammlung.