TOWARDS PERMACULTURAL INSTITUTIONS: CURATING TRANSFORMATION
Earth Care: Grounding
1—2 Dezember 2023
Sprache: Englisch
Freier Eintritt
Anmeldung bis 28. November: info@medienwerk-nrw.de
(Für den Vortrag am Freitag ist keine Anmeldung erforderlich)
Wie können institutionelle Praktiken in Zeiten des Klimawandels und der neoliberalen Verwüstung zu einer Verankerung in Land, Ort und Gemeinschaft führen? Welche Praktiken gibt es, um restaurative Fürsorge, Inklusivität und Gastfreundschaft gegenüber menschlichen und mehr-als-menschlichen Lebewesen zu fördern? Wie können Institutionen zu Hütern werden und in Wechselwirkung mit ihrer Umgebung agieren?
Mit:
Giulia Bellinetti, Leiterin des Future Materials Lab, Jan Van Eyck, Maastricht
Biljana Ciric & Madeleine Collie, Study Pattern Collective
Paula Erstmann, Künstlerin & Köchin, Berlin
iSaAc Espinoza Hidrobo & Darya Myasnikova, maiskind, Köln
Lucia Pietroiusti, Kuratorin für Ökologie, Serpentine, London
Die Veranstaltung ist Teil einer Workshop-Reihe TOWARDS PERMACULTURAL INSTITUTIONS: CURATING TRANSFORMATION zum sozialen und ökologischen Wandel in Kunstinstitutionen. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Rolle Kunstinstitutionen in dringenden Transformationsprozessen hin zu ökologisch gerechten und dekolonialen Gesellschaften spielen können und welche ersten Schritte zum Strukturwandel dies sein könnten. Die Workshops zielen darauf ab, die Inhalte in die eigene institutionelle Praxis zu übertragen und bieten die Möglichkeit, den institutionellen/individuellen Status quo zu analysieren, Visionen und Strategien zu skizzieren und erste Handlungsschritte zu identifizieren. Im Anschluss an das Sommerseminar „Towards Permacultural Institutions: Exercises in Collective Thinking“, organisiert von der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen in Zusammenarbeit mit der CCA Temporary Gallery, schafft die Reihe „Curating Transformation“ Raum, zeitgenössische institutionelle Modelle kritisch zu hinterfragen. Wie könnte eine permakulturelle (= sozial und ökologisch gerechte) Kunstinstitution aussehen?
Zeitplan:
Freitag, 01.12.23
14—18 Uhr
Kompostierung
Mit Giulia Bellinetti
Giulia Bellinetti wird sich mit den Stimmen, Erfahrungen und Fragen auseinandersetzen, die während der beiden Tage auftauchen, und eine weitere Ebene der Reflexion über Prozesse der Neubegründung sowie über die Unterstützungsstrukturen und Bedingungen bieten, die zu ihrer Förderung erforderlich sind.
Somatische Impulse
Mit maiskind (iSaAc Espinoza Hidrobo & Darya Myasnikova)
Durch somatische Impulse und Vorstellungskraft begeben wir uns auf eine Feier unserer Körpergemeinschaften, die uns dazu auffordert, die innewohnende Verbundenheit anzuerkennen, die unsere Existenz durchdringt. Sie erinnert uns daran, dass wir als Individuen keineswegs einsame Wesen sind, sondern vielmehr eine tiefe Verwandtschaft mit vielen anderen Lebensformen und zeitlichen Dimensionen teilen.
Das Tausend-Ideen-Forum
Workshop mit Lucia Pietroiusti
Basierend auf ihren jüngsten Untersuchungen zu ganzheitlichen, adaptiven Modellen zur Einbettung von Umweltzwecken in das Gefüge einer Kulturinstitution, ermöglicht Lucia Pietroiusti ein Gespräch über die mögliche Rolle der Kunst angesichts des Umweltverfalls und lädt die Teilnehmer ein, praktische Schritte zur organisatorischen Transformation zu entwickeln.
Die Sitzung beinhaltet ein Gespräch mit Florencia Pochinki, Soziologin und Kuratorin, über ihre Forschung zu regenerativen Museumspraktiken und Feldforschung im Museo Jallpha Kalchakí in San Carlos, Provinz Salta, Argentinien.
Unanswerable Questions Forum
Lesung und Diskussion mit Lucia Pietroiusti
Eine Lese-Session, Diskussion und Fantasieübung rund um Vanessa Machado de Oliveiras Veröffentlichung „Hospicing Modernity“ mit Schwerpunkt auf der Beziehung zwischen Palliativpflege, kulturellen Institutionen und der Umwelt.
18 Uhr
Dinner
Mit Paula Erstmann
19:30 Uhr
Das Heilige, das System und der Ort der Zuflucht
Vortrag von Lucia Pietroiusti
Kuratorin Lucia Pietroiusti reflektiert die Erkenntnisse aus jüngsten Projekten und erörtert die möglichen Rollen, die Kunst, Kultur und Kulturorganisationen in einer Zeit des Endes von Welten, des Beginns von Welten und tiefgreifender Veränderungen für Umweltgerechtigkeit und -gleichgewicht spielen können. Inspiriert durch die Arbeit der Pädagogin und Autorin Vanessa Machado de Oliveira wird der Vortrag auch Fragen im Zusammenhang mit Trauer, Schutz, Zuwendung und Benennung (oder auch nicht) behandeln.
Samstag, 02.12.23
10—18 Uhr
Somatische Impulse
Mit maiskind (iSaAc Espinoza Hidrobo & Darya Myasnikova)
Attuning Metabolisms
Workshop mit Study Pattern Collective
Das Study Pattern Collective leitet einen Workshop, in dem es um Übungen zur Einstimmung und Verbindung zum Stoffwechselleben geht, die die Bereiche der kulturellen Praxis belasten. Der Workshop konzentriert sich auf den individuellen und kollektiven Stoffwechsel, um zu lernen, wie wir mit der Scheiße umgehen können, die wir als Produkt der Moderne produzieren. Die besondere Konzentration auf den Stoffwechsel sowohl als wörtliche als auch als affektive Metapher macht die tieferen Beziehungen zwischen Ökosystemen und unseren täglichen Arbeitsritualen sichtbar. Wir werden nach den Rissen suchen, in denen mehr-als-menschliches Leben möglich ist. Wir erwägen die Einführung von Praktiken, die die Beziehungen einer fundierten Verwahrung prägen, um zu überdenken, wie Institutionen am Gedeihen von mehr als menschlichen Welten innerhalb generationsübergreifender Ökologien teilnehmen können.
Kompostierung (Abschluss)
Mit Giulia Bellinetti
18 Uhr
Dinner
Mit Paula Erstmann
Giulia Bellinetti ist Forscherin und Kulturprogrammiererin, sie interessiert sich für die Macht-/Wissensbeziehungen und politischen Ökologien zeitgenössischer Kunstinstitutionen. Sie leitet die Abteilung für Naturforschung und das Future Materials-Programm an der Jan van Eyck Academie in den Niederlanden. Ihre institutionelle Praxis wird durch eine theoretische Untersuchung der epistemischen Funktion von Kunstinstitutionen im Zeitalter der ökologischen Krise unterstützt, die in Form eines Doktorandenprojekts an der Amsterdam School of Cultural Analysis (UvA) durchgeführt wird. Zuvor war Giulia Koordinatorin der Produktionsabteilung am M HKA, Museum für zeitgenössische Kunst in Antwerpen, Belgien.
maiskind (iSaAc Espinoza Hidrobo & Darya Myasnikova) „Es geht nicht um dich, es geht um uns alle.“ maiskind verkörpert eine dynamische queere Community, die seit 2020 Tänzer*innen, Musiker*innen und Kunstbegeisterte in einer kraftvollen Bewegung vereint, um die Straßen Kölns wiederzubeleben. Mit ihren innovativen, transdisziplinären Ritualen kanalisieren sie den Geist des Feierns und der Einheit und weben einen Wandteppich, der das lebendige Spektrum der menschlichen Vielfalt umfasst. Hand in Hand mit engagierten Partnern wie SOFRA Queer Migrans, Baraka - Rubico und InterFemme arbeiten sie daran, die 2SLGBTQIA+-Migrantengemeinschaft in der Stadt zu stärken und sichtbar zu machen.
iSaAc Espinoza Hidrobo ist ecuadorianische Performer*in, Choreograf*in und Geiger*in und lebt in Deutschland. Ihre Arbeiten befassen sich mit transdisziplinären Konstellationen und experimentellen Fragestellungen der Echtzeitkomposition, Dekolonialität, Queerness und Ritualismus, die den lokalen Aktivismus stärken. Ihre Solo- und Kollaborationsarbeiten wurden an renommierten Orten in ganz Europa und Abya-Yala - Amerika gezeigt.
Darya Myasnikova ist eine sibirische Tänzerin, Tänzerin und Performerin mit Sitz in Köln. Sie tanzt viel und beschäftigt sich mit der Poesie der Bewegung. Zu den Sprachen, die sie spricht, gehören Tanz, Verspieltheit und individueller Ausdruck. Ihre Interessen liegen in der improvisierten Komposition, interdisziplinären Zusammenarbeit, Performance und Zugänglichkeit des Tanzes.
Study Pattern Collective ist eine Gruppe der Kulturschaffenden Biljana Ciric, Madeleine Collie und Susie Quillinan, die ein gemeinsames Interesse daran haben, sich verschiedene Arten der Institutionalisierung innerhalb der Künste vorzustellen und zu praktizieren. Seit 2021 bestehen ihre Zusammenkünfte aus unsichtbaren und sichtbaren Begegnungen, um miteinander und von Gleichgesinnten aus sich überschneidenden Bereichen zu lernen. Dieser Workshop basiert auf dem ersten Diskussionsprogramm „Pädagogik des Übergangs“ und wird von Biljana und Madeleine geleitet.
Biljana Ciric ist eine freiberufliche Kuratorin. Ciric war außerdem Kuratorin des Pavillons der Republik Serbien auf der 59. Biennale von Venedig und präsentierte „Walking with Water“, eine Einzelausstellung von Vladimir Nikolic. 2018 gründete sie die Bildungsplattform What Could/Should Curating Do? Sie wurde für den ICI Independent Vision Curatorial Award (2012) nominiert. Derzeit entwickelt sie ein Langzeitprojekt mit dem Titel „As you go“, das sich mit Chinas „Belt and Road“-Initiative beschäftigt. Sie arbeitet mit dem Kollektiv Study Pattern an der laufenden Untersuchung der Pädagogik des Übergangs zusammen und unterrichtet seit 2021 Kurse an der China Academy of Art, International Master of Fine Arts Program.
Madeleine Collie ist Autorin, Forscherin und Kuratorin mit Schwerpunkt auf Pflanzen, Poetik und Lebensbeziehungen in den Bereichen Kunst und Kultur. 2020 gründete sie das Food Art Research Network (FAR) als internationale Plattform für langsame Praxis, in der Künstler Verbindungen zwischen Kontexten durch Forschung nachspüren, die Ökosystemveränderungen mit breiteren sozialen und politischen Kräften verbindet. Sie arbeitet mit dem Kollektiv Study Pattern an der laufenden Untersuchung der Pädagogik des Übergangs zusammen und lehrt und veröffentlicht regelmäßig über das Thema von zeitgenössische Kunstpraktiken.
Lucia Pietroiusti ist Kuratorin für Ökologie bei Serpentine Gallery in London. Als Kuratorin arbeitet Pietroiusti an der Schnittstelle von Kunst, Ökologie und Systemen, oft außerhalb des Ausstellungsraums. Sie war die Gründerin des Serpentine-Projekts „General Ecology“ (seit 2018) und Kuratorin der mit dem Goldenen Löwen ausgezeichneten Opernaufführung „Sun & Sea“ von Rugilė Barzdžiukaitė, Vaiva Grainytė & Lina Lapelytė (Biennale Venedig 2019 und internationale Tournee 2020–25). Zu den aktuellen und jüngsten Projekten gehören die Forschungs- und Festivalreihe „The Shape of a Circle in the Mind of a Fish“ (mit Filipa Ramos, seit 2018); Persones Persons, die 8. Biennale Gherdeïna (Mai-September 2022, mit Filipa Ramos) und Back to Earth (Serpentine, seit 2020). Pietroiusti lehrt und hält Vorlesungen an Universitäten auf der ganzen Welt und leitet den Kurs Interior Ecologies am MA Interior Architecture der HEAD Genf (2023-24). Zu den jüngsten und kommenden Veröffentlichungen gehören The Shape of a Circle in the Mind of a Fish (mit Filipa Ramos, erscheint demnächst), More-than-Human (mit Andrés Jaque und Marina Otero Verzier, 2020); Microhabitable (mit Fernando García-Dory, 2020-22) und PLANTSEX (2019).
Paula Erstmann ist Künstlerin, die vorwiegend mit Lebensmitteln als künstlerischem Medium arbeitet. Ihre Performances, Menüs und Essens-Installationen verhandeln die gesellschaftlichen Kontexte der verwendeten Nahrungsmittel und sind künstlerische Forschungsarbeiten zwischen Kunst und Alltäglichem. Die kulinarische Arbeit der in Berlin lebenden Künstlerin öffnet sowohl sinnliche als auch soziale Räume. Mit ihrer Arbeit und der Idee des gemeinsamen Speisens will sie Distanzen aufbrechen und Raum für Dialog ermöglichen. Welche Geschichten erzählt uns das Essen, das wir essen? Das Geschirr, die Textilien, der Tisch von dem wir speisen? Welche kollektiven Erinnerungen weckt Essen in uns?
Kuratiert von Aneta Rostkowska und Nada Rosa Schroer
Die Workshopreihe ist eine Kooperation des Büro medienwerk.nrw und der Temporary Gallery. Zentrum für Zeitgenössische Kunst in Köln.
Die Arbeit des Büro medienwerk.nrw wird aus Mitteln des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen finanziert, in dessen Auftrag es Koordinierung, Professionalisierung und Beratung im Bereich der Medienkunst organisiert. Das Büro medienwerk.nrw ist beim HMKV Hartware MedienKunstVerein, Dortmund, angesiedelt.
Bild:
Dirt Writing, Workshop mit Madeleine Collie für WCSCD? In Goran Gorevnica, Serbien.