ZWEI WORKSHOPS MIT YOERI GUÉPIN IM GEMEINSCHAFTSGARTEN NEULAND KÖLN
Sonntag 3 Juli, 11-16 Uhr

Ort: Gemeinschaftsgarten NeuLand Köln, Koblenzer Str. 73, 50968 Köln
Sprache: Englisch, Übersetzung ins Deutsche ist möglich.
Anmeldung bis zum 01.07.2022 unter ns@temporarygallery.org (Teilnahme begrenzt).

Workshop 1
Kochen für Mikroben: Das Mikrobiom des extraktiven Kapitalismus verändern
11-13 Uhr

Was sich im Mikrokosmos des Bodens abspielt, scheint einem archetypischen Plot zu folgen. Der Boden ist bevölkert von einer Billion winziger Mikroorganismen, darunter auch Bodenbakterien, die sich grob in drei Lager einteilen lassen: Die "Guten", die "Bösen" und die "Opportunisten". Gute Bakterien gehen symbiotische Partnerschaften mit Pflanzen ein (die Mutualisten) oder bauen Pestizide und Schadstoffe ab und sind Nährstoffspeicher (die Zersetzer). Schlechte Bakterien können Fäulnis und Krankheiten verursachen (die Schaderreger). Der Rest der Bakterien entscheidet sich für die Seite, die momentan die Oberhand hat.

Durch den Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden hat die industrielle Landwirtschaft die idealen Bedingungen für die Vorherrschaft pathogener Bakterien geschaffen, was den Einsatz weiterer Pestizide erforderlich macht und die Böden zunehmend auslaugt.

Der Zustand des Bodens lässt sich in Analogie zu uns und unserer Gesellschaft denken. Was bedeutet Regeneration, wenn wir das Prinzip des Bodens auf uns selbst anwenden? Wie können wir den Boden regenerieren und gleichzeitig eine gesunde Umgebung für uns und unsere Umwelt schaffen?

Während des Workshops werden wir zunächst verschiedene Bodenzustände untersuchen und analysieren. Im nächsten Schritt lernen wir, wie wir mit frei verfügbaren Materialien und improvisierten Techniken eine nährstoffreiche „Mahlzeit“ für Bakterien zubereiten, die den Boden regenerieren. Gemeinsam werden wir Zutaten herstellen, brauen und mischen, die die Voraussetzungen für ein ausgewogenes und biodiverses Bodenökosystem schaffen.

Gemeinsames Picknick
13-14 Uhr

Workshop 2
Ökosysteme designen: Rewilding in einer post-wilden Welt
14-16 Uhr

Das Rewilding-Konzept wurde in den 1990er Jahren als Antwort auf Klimakrise und Artensterben eingeführt. Es umfasst die Wiederherstellung intakter, „wilder“ Ökosysteme. die den menschlichen Eingriffe unnötig machen.

Vor dem Hintergrund der extraktivistischen Moderne und des Kolonialismus bedarf es jedoch einer kritischen Reflexion des Rewilding-Konzepts, um nicht das eurozentrische Paradigma der Trennung von Natur und Kultur zu reproduzieren und „die Wildnis“ zu romantisieren. Umweltschutz, der von einer „unberührten Natur“ frei vom Menschen fantasiert, führt sogar zur gewaltsamen Vertreibung aus Gebieten, um diese wieder in einen "natürlichen" Zustand zu versetzen. Dies trifft zumeist indigene Bewohner:innen.

Modernistische und rassistische Naturschutzkonzepte müssen daher kritisch hinterfragt werden. Wie können wir Rewilding entlang des Zusammenlebens, der Kollaboration und der radikale Fürsorge in mehr-als-menschlichen Beziehungen denken?

In NeuLand werden wir Rewilding-Techniken als Werkzeug einsetzen, um die ökologische Artenvielfalt in den Garten zurückzubringen. Der Workshop beginnt mit einer Einführung zu den verschiedenen ökologischen Phasen des Gartens und zur Biodiversität. Welche Parallelen bestehen zwischen intakten Ökosystemen und Gesellschaften? Was hat (Bio)Diversität damit zu tun? Nach der Einführung werden wir uns mit dem Unterschied zwischen wilden und domestizierten Pflanzen befassen und biodiverse Beete an den Rändern des Gartengeländes anlegen.

BIO
Yoeri Guépin (er/ihm) ist ein bildender Künstler, Forscher und Gärtner, der mit Gemeinschaften, Gärten und Film arbeitet. Die Erfahrung, auf einem biodynamischen Bauernhof aufgewachsen zu sein und von klein auf seinen Eltern auf den Feldern zu helfen, führte zu einem Interesse an (agrar)kulturellen Geschichten und ihren Ökosystemen. Seine Projekte finden ihre Form oft in Gärten, die Vehikel und Zugang zu marginalen (Lebens-) Geschichten und nicht-westlichen Epistemologien dienen. Guépin studierte am Dutch Art Institute in Arnhem und kollaboriert derzeit mit dem Piet Zwart Institute Rotterdam, der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen und dem iii Workspace Den Haag. Guépins Filme wurden bereits im Tent Rotterdam (2019), Guangdong Times Museum Guangzhou (2021) und Kadist San Francisco (2022) gezeigt.

Der Workshop ist Teil des Programms „Instituting in Circles: Ecological approaches in art and art institutions” kuratiert von Nada Rosa Schroer.

Bild
Seeds from Ms. Wong, Foto: Yoeri Guépin

Funding and support
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Kulturamt der Stadt Köln
Deltax Wirtschafts- und Steuerberatungsgesellschaft mbH
Hotel Chelsea