AUF EIN GESPRÄCH
mit Angelika Schallenberg
20 Juni 2016

 

Gesprächsreihe mit Kuratoren und Gästen aus Köln und Umgebung über aktuelle Projekte und Fragestellungen an die zeitgenössische Kunst

Q: In diesem Jahr feiert die Reihe der "Kunstprojekte in der Synagoge in Stommeln" ihr 25-jähriges Jubiläum und zeigt dazu als diesjährigen Beitrag die Gemeinschaftsarbeit von Walid Waad & SITU Studio. Was heißt es, Kunst in einem historisch und gesellschaftspolitisch aufgeladenem Raum wie der Synagoge auszustellen?
A: Kunst an diesem speziellen Ort zu zeigen, heißt immer mitzudenken, dass der Kontext jedes Werk, das in diesem raum gezeigt wird, definieren oder zumindest mit-definieren wird. Die Kunst muss stark genug sein, das auszuhalten. Ein Kunstwerk, das Spannung im Raum aufbaut - sich sogar gegen ihn behauptet - wird immer interessanter sein, als eines, das nur das illustriert, was durch den Raum ohnehin vorhanden ist. Dann ist es politisch korrekt, aber Betroffenheitskitsch - und keine Kunst mehr. Eigentlich geht es gerade darum, Erwartungen immer wieder zu enttäuschen, nur nicht das tun, was alle erwarten oder was angemessen wäre - damit die Auseinandersetzung mit dem Raum spannend bleiben kann. Walid Raad & SITU Studio sind da ein Beispiel von vielen, die ich vorstellen werde.

Angelika Schallenberg ist Leiterin der Kulturabteilung der Stadt Pulheim und betreut seit 1991 das Synagogenprojekt in Stommeln, einem Ortsteil von Pulheim bei Köln. Die Synagoge ist eine der wenigen Synagogen in Deutschland, die während der Pogrome von 1938 nicht zerstört wurden und auch der nach dem Krieg einsetzenden Abrisswelle nicht zum Opfer fielen. In den vergangenen Jahren realisierten zahlreiche namhafte Künstler außergewöhnliche ortsbezogene Arbeiten, darunter zuletzt Santiago Sierra, Maurizio Cattelan, Daniel Buren, Gregor Schneider und Anthony Cragg.


Förderung und Unterstützung

Kulturamt der Stadt Köln


Bilder

Synagoge Stommeln
Foto: Thorsten Hallscheidt