Cilli (oportet te posse sustinere)

 

Luzia ́Cilli ́ Doujak (1905–1992) überlebte zwei Weltkriege, Hunger, Alkoholiker-Ehemänner, den frühen Tod ihres Sohnes und die Diskriminierung als Kärntner Slowenin und aktives Mitglied der Kommunistischen Partei. Sie organisierte die Gedenkfeiern zum 1. Mai und, als ich klein war, das kommunistische Nikolausfest mit Theater- und Musikaufführungen vor Hunderten Kindern, von denen jedes am Ende einen riesigen Papiersack voller Geschenke bekam. Im Zweiten Weltkrieg versteckte sie in ihrem Schweinestall Partisanen und brachte Widerstandskämpfern Essen in den Wald. Als Kind las sie bei einem Besuch des Kaisers ein Gedicht vor. Sie war die uneheliche Tochter eines Bauern, und ihre vier Brüder starben an Typhus. In den 1920er Jahren ging sie nach Wien, um als Zimmermädchen zu arbeiten. Als Frau eines ungelernten Stahlarbeiters zog sie drei Kinder und zwei Enkelkinder auf und baute mit ihren Einnahmen als Näherin ein Haus. Ein bisschen was muss man schon aushalten können. Sie brachte mir Ausdauer bei, die Freiheit des Lachens, wie man etwas Schönes aus Überbleibseln machen kann, und gab mir ihre Liebe zu Wörtern und zum Geschichtenerzählen mit.

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Luzia ́Cilli ́ Doujak (1905–1992) survived two World Wars, hunger, alcoholic husbands, the early death of her son, discrimination as a Carinthian Slovenian and as an active member of the Communist Party. She organised the May Day commemorations, and when I was a child the Communist St. Nicholas Day festivities with theatre and music performances for hundreds of children, each of whom would get a huge paper sack with presents at the end. During World War II she hid partisans in her pigsty and delivered food to resistance fighters in the woods. When she was a child, she read a poem to the emperor when he visited her village. She was the illegitimate daughter of a poor farmer, and her four brothers died of typhus. In the 1920s she went to Vienna to work as a chambermaid. As the wife of an unskilled steel worker she raised three children and two grandchildren, and built a house with the money she earned as a seamstress. She taught me endurance, the freedom of laughter, how to make something beautiful out of leftovers, and gave me her love of words and storytelling.

 

SEEDS RENAMED
Ines Doujak