COOKING AS PERFORMANCE
Stavit Allweis, Raf Andra Bureau, Yemisi Aribisala, Bobby Baker, Daniel Basso, Belleza y Felicidad Fiorito, Will Benedict & Steffen Jørgensen, Anna & Bernhard Blume, Elena Braida, Gabriel Chaile, Blondell Cummings, Marie Donike, Paula Erstmann & Lisa Klosterkötter, Jakup Ferri, Ingrid Guardiola, Hiwa K, Dagna Jakubowska, Jasleen Kaur, Mary Maggic, Sonali Menezes, Julius Metzger, Paloma Nana, Pasta Grannies, Luiza Prado, Btihal Remli, Jasmin Werner, Ilana Yacine Harris-Babou und andere
8 Juli—10 September 2023
Aperitiv-Spaziergang von Paula Erstmann und Lisa Klosterkötter: Fr 7 Juli, 17 Uhr
Ausstellungseröffnung: 7 Juli, 19 Uhr

 

Kuratiert von Agustina Andreoletti und Aneta Rostkowska.
Ausstellungsdesign von Daniel Basso.

Kochen ist ein performativer Akt, der eng mit unserem Gefühl von Zuhause, Nahrung und Gemeinschaft verbunden ist. Ob wir in unserer Küche ein Rezept nachkochen, eine Kochsendung auf dem Handy verfolgen oder am Telefon Rezepte mit Menschen austauschen, die uns nahe stehen – Kochen kann uns uns selbst und anderen näher bringen.

Im Wesentlichen geht es beim Kochen um Verbundenheit – mit Geschichte(n), Kulturen, den Sinnen, den Zutaten und dem Körper. Es gibt uns ein Gefühl der Zugehörigkeit und Sicherheit in einer Welt, die sich oft chaotisch und unsicher anfühlt. Durch das Kochen können wir eine Verbindung herstellen mit den Verstorbenen, jenen, die noch darauf warten, geboren zu werden, und unseren Vorfahren, die mit ganzer Seele gekocht haben.

Kochsendungen im Fernsehen anschauen und durch Amateur-Rezeptvideos auf YouTube scrollen sind nur zwei Beispiele für die Beschäftigung mit dem performativen Charakter des Kochens. Köchen auf dem Bildschirm zuzuschauen, kann eine Form von Vergnügen und Unterhaltung sein, die es uns ermöglicht, mehr über verschiedene Küchen und Kochtechniken zu lernen und auch unsere Sinne zu verwöhnen, zu konsumieren und etwas aufzunehmen, ohne den Zeigefinger vom Trackpad des Laptops zu nehmen.

Nach Rezept zu kochen, erfordert jedoch die Bereitschaft, im Moment präsent zu sein. Das Originalrezept verschwimmt, wenn wir es uns ausleihen, aneignen, es nachkochen und essen. Das Nachkochen eines Rezepts zeigt, dass die Arbeit von Hobbyköch*innen wesentlich mehr beinhaltet als das unterwürfige, passive Ausführen von Anweisungen. Sie besteht in der Möglichkeit einer Ausführung, die sich nicht auf das gehorsame Ausführen von Anweisungen beschränkt und Autorität sogar kritisch hinterfragt. Die Ausführung kann vielmehr in der Initiierung bestehen. Mit anderen Worten, das Nachkochen eines Rezepts kann die Initiative zur Schaffung neuer Möglichkeiten für uns und andere sein, um Beziehungen zu beginnen, die auf Vertrauen basieren.

Ein Rezept zu erstellen und auszuführen, das andere nachkochen können, bedeutet, die Führung zu übernehmen. Das heißt aber nicht, dass wir allein entscheiden könnten. Das Teilen eines Rezepts verweigert sich einer klar umrissenen Autorschaft. Das Teilen eines Rezepts mit einer Kamera, mit einem Publikum, mit Menschen, die wir lieben, erweist sich nicht als einseitige Autoritätsgewalt, ebenso wie das Nachkochen kein rein reaktives, demütiges Verhalten darstellt.

Letztlich geht es beim performativen Charakter des Kochens um mehr als nur um Essen – es geht um die Verbindungen, die wir schaffen, und die Geschichten, die wir dabei erzählen. Es geht um die Art und Weise, wie wir Sprache und Bewegung in sinnlicher wie technischer Hinsicht einsetzen, um unsere Erfahrungen zu steuern und zu beschreiben. Und es geht um die Macht, die wir haben, unsere eigenen Identitäten, Gemeinschaften und Geschichten durch den Akt des Kochens und des Teilens von Essen zu gestalten.

Wir beobachten, wir kochen, und wir essen. An welchem Punkt haben wir die Rezepte, Stimmen und Lektionen verinnerlicht, um unsere eigenen zu schaffen?

—Agustina Andreoletti.

Zur Ausstellung enstand eine mobile Küche (in Kooperation mit Raf Andra Bureau und Paula Erstmann) und ein Booklet im Riso-Druck mit ungewöhnlichen Kochrezepten. Man kann es hier einsehen.

Illustration:
Ola Niepsuj

Fotos:
Simon Vogel

Förderung und Unterstützung:
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Kunststiftung NRW
Kulturamt der Stadt Köln
Deltax contemporary
Hotel Chelsea

Partner:
In-Haus. Integrationshaus e.V.