HOLD YOUR HORSES
Bradley Davies
9 Juli — 4 September 2022

 

Die Arbeiten von Bradley Davies ergeben sich oft aus einer Vorliebe zur spielerischen Imitation. Sie zeigen scheinbar Unbedeutendes oder Aufgeschnapptes, nehmen sich marginalen Details an und empfinden diese nach. Jede einzelne Arbeit scheint dabei zu sagen „Was bist du denn?“. Sie widmen sich mit einer befremdeten Sympathie dem Nachempfundenen. Sie wirken weniger wie Formen des Ausdruck oder Differenz sondern scheinen eher der unverwandten Welt ähnlich werden zu wollen und schmiegen sich ihr an. Die Bilder, Räume und Sounds, die hierbei entstehen scheinen merkwürdig aus der Zeit zu fallen. Ihre Darstellung von analogen Techniken der Imitation, von allzu menschlichen Fertigkeiten und Unfertigkeiten, verbindet dabei die Alterung und Zeitlichkeit von Bildern, Informationen, Technologien mit der jener des Mediums Malerei. Sie produzieren scheinbar unsinnige Ähnlichkeiten, in denen eine Sehnsucht nach der innewohnende Verwandtschaft der Dinge aufscheint.

Ein Ausgangspunkt seiner Ausstellung in der Temporary Gallery ist eine anekdotische Begebenheit. Zur Zeit der französischen Besatzung soll der Kölner Dom unter anderem als Pferdestall der napoleonischen Truppen genutzt worden sein. Die historisch signifikante Geräuschkulisse des Ortes zu dieser Zeit wird im Ausstellungsraum der Temporary Gallery in Form eines spekulativen Field Recordings reinszeniert. Die Arbeit beschäftigt sich dabei nicht nur mit Geräuschimitation als Mittel der Darstellung und der Illusion. Sie verweist in der Überblendung von sakralem, tierischem und ästhetischem Ort auch auf das der Stadt eingeschriebene Erbe des Karnevalesken, das wiederum in dessen Feier des Rollentauschs, der Verdrehung, der Täuschung, der Banalität und der Entgrenzung zum Modell für diese Kunst wird.

Die Ausstellung wird begleitet begleitet von einem Heft mit einem Essay sowie einem Auszug aus dem Buch „Memoirs of Dick. The Little Poney“ (1800). Das Heft finden Sie hier.

Darüber hinaus entstand zu der Ausstellung ein Essay von Annelie Pohlen. Den Text finden Sie hier.

Kuratiert von Baptist Ohrtmann.

Bradley Davies (*1990 in London) lebt in Köln. Er studierte an der Glasgow School of Arts und war Meisterschüler an der Städelschule in Frankfurt am Main. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert, zuletzt: Kunstverein Siegen; GAK- Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Bremen; Galerie Clages, Köln; Neue Alte Brücke, Frankfurt; Heidelberger Kunstverein; Neuer Essener Kunstverein; Lenbachhaus, München und im MMK in Frankfurt am Main. Er erhielt zuletzt den WERK.STOFF Preis für Malerei (2021) und den “Junge Kunst” Preis (Kunstverein Siegen, 2021).

Bilder
1 — Bradley Davies: the handle is grasping, the holding grip, 2016
2/3 — Bradley Davies: Hold Your Horses, 2022 (Installationsansicht)
4 — Bradley Davies: ZoOom, 2022
5 — Bradley Davies: Rainbow Warp, 2022
6 — Bradley Davies: Scale Electric, 2022
7-12 — Bradley Davies: instable, 2022
13/14 — Bradley Davies: Hold Your Horses, 2022 (Installationsansicht)
15 — Bradley Davies: Tête-, 2022
16 — Bradley Davies: à-Tête, 2022
17 — Bradley Davies: Let's comet, 2019
18 — Bradley Davies: Repassage á domicile, 2019
19 — Bradley Davies: The last piecemeal with Muammar Gaddafi, 2022 (Edition)
Fotos: Bradley Davies (1), Tamara Lorenz (2—19)

Förderung und Unterstützung
Stiftung Kunstfonds
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Kulturamt der Stadt Köln
Deltax Wirtschafts- und Steuerberatungsgesellschaft mbH
Hotel Chelsea