Margo (a fornicatione improbitas nulla)
Margo St. James (1937–2011) war eine der prominentesten Fürsprecherinnen für SexarbeiterInnen und widmete ihr Leben dem Ziel, Prostitution zu entkriminalisieren und die Ausübenden vom Stigma zu befreien. Als sex-positive Feministin gründete sie 1973 eine Gruppe namens COYOTE (Call Off Your Old Tired Ethics), um für medizinische Versorgung, Rechtsansprüche und finanzielle Sicherheit für SexarbeiterInnen einzutreten. Ihr Ziel war es, Prostitution als Beruf mit legitimen Fragen bezüglich Arbeitsumfeld und Menschenrechten neu zu verorten. Prostitution ist nicht unmoralisch, sagte sie immer. Unmoralisch ist es, Frauen als Klasse für einen Dienst zu verhaften, den die Gesellschaft von ihnen verlangt. Als gewiefte Medienaktivistin organisierte sie jährlich einen Hooker’s Ball (Nuttenball), um Spenden zu sammeln, und gründete eine kostenlose Klinik, das St. James Infirmary, die als eine der ersten weltweit in der San Francisco Bay Area von und für SexarbeiterInnen betrieben wurde. St. James unterstützte die Verbreitung der Bewegung für die Rechte von SexarbeiterInnen in den gesamten U.S.A., doch in den sogenannten Feminist Sex Wars der späten 1970er Jahre standen sich Frauen unversöhnlich gegenüber. Damit war das eine schwierige Zeit, um für Sympathie für SexarbeiterInnen zu werben. Die Debatten drehten sich darum, ob diese als FeministInnen betrachtet werden könnten und ob Prostitution eine legitime Arbeit sei oder eine Form von Zwang und Gewalt gegen Frauen. Angesichts eines konservativen Backlash in der Reagan-Ära der 1980er Jahre konzentrierte sich St. James auf Europa und ging Partnerschaften mit anderen Gruppen ein, um für eine internationale Bewegung für die Rechte von SexarbeiterInnen zu mobilisieren. Sie war Mitorganisatorin des First World Whores‘ Congress in Amsterdam 1985. Doch ihr Ziel, die Prostitution zu entkriminalisieren, ist noch immer nicht erreicht; sie ist fast überall in den Vereinigten Staaten weiterhin eine Straftat.
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Margo St. James (1937–2011) was one of the most prominent rights advocates for sex workers, devoting her life to the cause of decriminalizing prostitution and destigmatizing its practitioners. As a sex-positive feminist she founded a group called COYOTE (Call Off Your Old Tired Ethics) in 1973 to press for health care, legal rights, and financial security for sex workers. She sought to reframe prostitution as a profession with legitimate workplace and human rights issues. There is no immorality in prostitution, she would say. The immorality is the arrest of women as a class for a service that’s demanded of them by society. As a media-savvy activist she organized the annual fundraising “Hooker’s Ball” and established a free health clinic, the St. James Infirmary, which was run by and for sex workers in the Bay Area, one of the first of its kind in the world. St. James helped the sex-worker’s rights movement grow nationally, but the so-called feminist sex wars of the late 1970s were pitting women against one another, making it a challenging time to win sympathy for sex workers. Debates swirled around whether they could be considered feminists and whether prostitution was legitimate work or was a form of coercion and violence against women. Facing a conservative backlash in the 1980s during the Reagan years, St. James set her sights on Europe, partnering with other groups to mobilize an international rights movement. She co-organized the First World Whores’ Congress in Amsterdam in 1985. But she never achieved her goal of decriminalizing prostitution; it remains a crime almost everywhere in the United States.