Sáu (iustitia et vindicta)

 

Võ Thị Sáu (1933–1952) wuchs in armen Verhältnissen im französisch kolonisierten Vietnam auf. Sie schloss sich dem Widerstand der kommunistischen Guerilla (Viet Minh) an, als deren Soldaten ihre Heimatstadt Dat Do im Süden des Landes stürmten. Bereits als Vierzehnjährige spionierte sie den Feind aus. Ein Jahr später, im Jahr 1948, verübte sie mit einer Granate einen blutigen Anschlag auf die Feierlichkeiten zum französischen Nationalfeiertag. Anschließend konfrontierte sie schwer bewaffnete Kollaborateure, was in einem Granatenangriff auf die Schlimmsten unter ihnen gipfelte. Sáu wurde verhaftet und im Gefängnis von Ba Ria gefoltert, was sie schweigend über sich ergehen ließ. Während weiterer Gefängnissaufenthalte organisierte sie den Widerstand der Insassen.

Nachdem sie als Minderjährige zum Tode verurteilt worden war, schmuggelten die Franzosen sie aufgrund von Protesten zur Hinrichtung in das Côn Sơn Gefängnis auf den Côn Đảo Inseln. Dort, so hieß es, versetzte sie die französischen Soldaten mit ihrer Intensität in Angst und Schrecken. Im Jahr 1952 wurde sie im Alter von nur 19 Jahren von einem französischen Erschießungskommando hingerichtet. Wenige Minuten vor ihrem Tod fragte ein Priester sie, ob sie beichten wolle, und sie antwortete: Ich bedaure nur, dass ich die Vernichtung all der Kolonisten und Menschen, die diese Nation verraten haben, nicht beendet habe. Dann verlangte sie von ihren Entführern, ihr die Augenbinde abzunehmen: Es ist nicht nötig, mir die Augen zu verbinden, ich möchte dieses geliebte Land zum letzten Mal sehen und ich bin mutig genug, euch direkt in die Visage zu schauen. Heute gilt Sáu als nationalistische Märtyrerin und als Symbol des revolutionären Geistes und sie wird vom vietnamesischen Volk als Ahnengeist verehrt.

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Võ Thị Sáu (1933–1952) grew up in poverty in French-colonised Vietnam. She joined the communist guerrilla resistance (Viet Minh) to its rule when its soldiers stormed her home town of Dat Do in the south of the country. As a fourteen-year-old she acted as a spy on the enemy. A year later, in 1948, she attacked French National Day celebrations with a grenade, bringing it to a chaotic and bloody end. She went on to confront heavily armed collaborators which culminated in a grenade on the worst of them. This time it led to her arrest and torture in the Ba Ria prison which she withstood without saying anything. During further prison stays she organised the resistance of the inmates.

Having been sentenced to death as a minor, the French, in the face of protests, smuggled her to the Côn Sơn Prison in the Côn Đảo Islands for execution. There, it was said, she put fear in the French soldiers with her intensity. In 1952, aged just 19, she was executed by a French firing squad. Minutes before her death, a priest asked if she wanted to confess, and she simply replied: I only regret not finishing destroying all the colonists and people who betrayed this nation. She then demanded her captors take off her blindfold: No need to cover my eyes, I want to look at this beloved country for the last time and I have the courage to look directly at your muzzle. Today, Sáu is considered a nationalist martyr and a symbol of revolutionary spirit and is venerated by the Vietnamese people as an ancestral spirit.

SEEDS RENAMED
Ines Doujak