ZENTRUM FÜR ZEITGENÖSSISCHE KUNST WAWEL-SCHLOSS. DIE ERSTE DEKADE
Tim Etchells, Justyna Gryglewicz, Michal Hyjek & Piotr Sikora, Michał Gayer, Jan Hoeft, Magdalena Lazar, Szymon Kobylarz, Cecylia Malik, Mateusz Okoński, Olof Olsson, Agnieszka Piksa, Ana Prvački, Marta Sala & Wojciech Szymański, Łukasz Skąpski, Kuba Skoczek, Łukasz Surowiec, Piotr Swiatoniowski, Johannes Wohnseifer, Jakub Woynarowski und andere
24 September — 18 Dezember 2022
Eröffnung: Fr 23 September, 19 Uhr
Eröffnung mit Performances von Hubert Gromny, Krõõt Juurak, Simone Karl und Olof Olsson.
Das Zentrum für zeitgenössische Kunst Wawel-Schloss erwarb seine ersten Kunstwerke im Jahr seiner Gründung 2012. Heute enthält die sich entwickelnde Sammlung des Zentrums fast 17 internationale Werke der letzten zehn Jahre. Die Sammlung umfasst ein ständig wachsendes Spektrum an visuellen Ausdrucksformen, die die Materialität des Wawelschlosses selbst umfassen und neu interpretieren. Sie beinhaltet Skulptur, Fotografie, Zeichnungen, Architektur, Klangkunst, skulpturale Intervention, Medien- und Performancekunst. Die Sammlung baut ihre Bestände an zeitgenössischer Kunst aus aller Welt kontinuierlich aus. Das Zentrum ist bestrebt, den geografischen Aufgabenbereich seiner Sammlung zu erweitern. Mögliche Ankäufe von Kunst werden von Künstler*innen in Betracht gezogen, die bereits einen wesentlichen Beitrag geleistet und nationale oder internationale Anerkennung erlangt haben. Die Kunstwerke in der Sammlung sind ortsspezifisch und beziehen sich auf die einzigartige
Lage und Geschichte des Königsschlosses Wawel. Dieses befindet sich im Zentrum von Krakau. Es wurde auf Geheiß von König Kasimir III. erbaut und besteht aus einer Reihe von Gebäuden verschiedener Epochen, die sich um den im italienischen Stil gehaltenen Haupthof gruppieren. Das Schloss, eines der größten in Polen, repräsentiert fast alle europäischen Architekturstile des Mittelalters, der Renaissance und des Barock. Das Wawel-Königsschloss und der Wawel-Hügel sind die historisch und kulturell bedeutendsten Stätten des Landes. Das Schloss ist Teil eines befestigten architektonischen Komplexes, der auf einem Kalksteinfelsen am linken Ufer der Weichsel in einer Höhe von 228 Metern über dem Meeresspiegel errichtet wurde. Der Komplex besteht aus zahlreichen Bauwerken von großer historischer und nationaler Bedeutung, darunter die Wawel-Kathedrale, in der polnische Monarchen gekrönt und begraben wurden. Dazu gehören einige der ältesten Steingebäude des Wawel, deren Erbauung auf 970 n. Chr. datiert wird, so wie die frühesten Beispielen romanischer, gotischer und moderner Architektur in Polen. Die heutige Burg wurde im 14. Jahrhundert errichtet und in den nächsten Jahrhunderten erweitert. 1978 wurde der Wawel als Teil des historischen Zentrums von Krakau zum ersten Weltkulturerbe erklärt. Jahrhundertelang als Residenz der polnischen Könige genutzt und das Symbol der polnischen Staatlichkeit schlechthin, ist das Schloss Wawel heute eines der wichtigsten Touristenziele des Landes.
Das Zentrum für zeitgenössische Kunst Wawel-Schloss setzt sich dafür ein, dass jede*r unsere Sammlung verstehen, genießen und nutzen kann. In diesem Herbst werden wir mit einer Website online gehen, die es ermöglicht, die Sammlung zu erkunden, indem wir Kunst ansehen, die jetzt in der Temporary gallery ausgestellt ist. Es handelt sich dabei um Werke, die kürzlich in die Sammlung aufgenommen wurden und um einen Index von Künstler*innen, die Werke in der Sammlung haben. Der weltweite Verleih unserer Kunstwerke unterstützt unsere Mission, Menschen dabei zu helfen, zeitgenössische Kunst zu verstehen und zu genießen. Auf diese Weise wollen wir die Sammlung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen und neue Zielgruppen erreichen. Wir wollen zu unverwechselbaren Ausstellungen und öffentlichen Programmen in Polen sowie international beitragen und gleichzeitig polnische Kunst im Ausland fördern. Uns für Künstler*innen und ihr Schaffen einzusetzen und Kurator*innen, die Werke aus der Sammlung in ihre Ausstellungen aufnehmen möchten, zu unterstützen sowie den Geist der Zusammenarbeit und des Austauschs zwischen Museen, Galerien und Festivals zu fördern, ist uns ein Anliegen.
Die Ausstellung in der Temporary Gallery in Köln ist die erste umfassende Präsentation der Sammlung des Zentrums für zeitgenössische Kunst Wawel-Schloss. Es umfasst alle Kunstwerke der Sammlung, die seit der zehn Jahre des Bestehens des Zentrums zusammengetragen wurden. Ein einzigartiges Ausstellungsdesign spiegelt den ortsspezifischen Charakter jedes Kunstwerks wider, zusätzliche Materialien in Form von Diagrammen und fotografischer Dokumentation werden zur Verfügung gestellt. Gerahmt wird die Ausstellung von einem öffentlichen Begleitprogramm in Form von Führungen und Vorträgen. Zur Finissage der Ausstellung im Dezember werden neu für die Sammlung produzierte Kunstwerke (von Ana Prvački und Johannes Wohnseifer) Publikum präsentiert.
Aneta Rostkowska, Jakub Woynarowski
Direktor*innen
Bild
Mateusz Okoński präsentiert sein Kunstwerk aus der Sammlung des Zentrums für zeitgenössische Kunst Wawel-Schloss, 2012. Am Eingang zur Kathedrale auf dem Wawelhügel hängen riesige Knochen prähistorischer Tiere. Die Legende besagt, dass die Welt untergeht, wenn die Knochen zu Boden fallen. Vor einigen Jahren bemerkten die Verantwortlichen der Kathedrale, dass eine Kette, die die Knochen hält, stark mit Rost korrodiert ist und die Knochen zu Boden fallen könnten. Sie wollten unter den Polen keine Panik auslösen, also beschlossen sie, die Kette und die Knochen heimlich zu entfernen, sie für einige Zeit durch Repliken zu ersetzen und dann die Repliken durch reparierte Originale zu ersetzen. Die Ausführung wurde die Aufgabe von Mateusz Okoński, zu dieser Zeit Student der Fakultät für Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Krakau. Er erstellte die Repliken und reparierte die Kette. Er tat jedoch noch etwas anderes – in den von unten nicht sichtbaren Teil der Knochen ritzte er die Worte „Alea iacta est“ („Die Würfel wurden geworfen“) und verwandelte das Objekt in sein eigenes Kunstwerk. Die Repliken blieben einige Monate auf dem Wawel-Hügel und wurden zu einer (unsichtbaren) Ausstellung des Künstlers.
Foto: Weronika Szmuc für KBF