ZWISCHEN MUT ZUR SCHLECHTEN LAUNE UND DEM WILDEN LECKEN EINES GELDAUTOMATEN – FÜHLEN SIE NOCH ODER VERBRAUCHEN SIE NUR?
Rebecca Ramlow

 

Über die drei Ausstellungen "Zentrum für Zeitgenössische Kunst Wawel-Schloss. Die Erste Dekade", "katze und krieg: Die Wiederverzauberung des öffentlichen Raumes" und "Auf dem Kamm einer hohen und wunderschönen Welle. Kunst als Geisteszustand"

Im ersten Raum begegnet dem Zuschauer eine Aneignung fiktiver, vermeintlicher Geschichten rund um das Krakauer Wawel-Schloss. Zunächst erweckt es für den Besucher den Eindruck, in einer, für die Temporary Gallery, etwas zu herkömmlichen, gar bieder anmutenden Burg-Ausstellung zu sein, was zu Verwunderung führen kann, um später festzustellen oder auch nicht, dass es sich dabei teils um Diebstähle, Übertreibungen sowie um Raubkopien handelt, was etwas Ironisches in sich birgt.
Seien es vermeintlich transgene Turmfalken, über die die Besucher stolpern, angeblicher, entliehener Steinstaub von Jacub Skoczek oder irritierende Reden eines gewissen Künstlers namens Olof Olsson („What is a Monument“), die stutzig machen. An wieder anderer Stelle wird das Verhalten einer Führerin auf scharfzüngige Weise getestet. Dazu der wunderliche Text: „Bitte kommen Sie näher, Fremdenführer.“ Ferner gibt es an dieser Stelle Guerilla Gardening oder erdachte und angeblich hoch gefährliche Informationsbomben. Die Mischung mutet explosiv an. Der Satz in „Der Fluss von Werten zwischen Objekten“ scheint doch etwas übertrieben frech und mit Augenzwinkern besetzt zu sein, so lautet jener: „Angesichts der gedankenlosen Oberflächlichkeit und, was noch schlimmer ist, der völligen Gedankenleere in vielen Präsentationen zeitgenössischer Kunst hört Lukasz Skapsi allmählich auf, zu glauben, dass die Phänomene zeitgenössischer Kunst und ihr Diskurs irgendeinen Wert haben, außer dass sie eine Gelegenheit sind, öffentliches oder privates Geld auszugeben (und andererseits zu verdienen).“ Eine Aussage, die, wie sie da beinahe naiv und vermeintlich freundlich verpackt klebt, durch den Gegensatz zu ihrem brachial zerstörerischen Inhalt einen gewissen Sarkasmus in sich trägt.

In der Halle daneben kann der Besucher eine bunte Retrospektive mit dem Titel „Die Wiederverzauberung des öffentlichen Raumes“ rund um „katze und krieg“ in Form von Videos bewundern. Wer denkt, dahinter verbergen sich sicherlich wieder irgendwelche lausigen, enervierenden Samtpfotenvideos der fünften Dimension, oder man befindet sich in dem ebenfalls nervenaufreibenden, nie enden wollenden Gefecht zwischen Russland und der Ukraine, liegt daneben. Seit 15 Jahren geht das Duo als Künstlerinnnenpaar – national und international – gemeinsam auf die Straße, sich spielerisch in den öffentlichen urbanen Raum provokativ einmischend, nicht selten Alltagssituationen hinterfragend, den Menschen auf der Straße dabei teils einbindend. Dabei agieren Julia Dick und katharinajej – so ist ihr Künstlername – wie Zauberinnen, scheinen sie doch ursprünglich öde wirkende Orte im Nu in solche für einfallsreiche Erlebnisse phantastischerweise hexen zu können. Ihr Ziel: Nachdenken. Langsamer werden, Intervention. Zeit, dem außerordentlichen Schaffen des Straßenpaares eine Ausstellung zu widmen, dachte sich die Temporary Gallery Cologne, indem jene diesem eine eigene Retrospektive widmete. So kritisieren diese etwa den Fast Food-Lebensstil einiger Menschen – via lustigen Einmischens an einer Supermarktschlange, Performances á la „Clean-to-go“, „Dress & Walk“, „Mc Use Of“, u.v.a. Ohne jedoch dabei arrogant zu wirken, was sie sympathisch erscheinen lässt. Gut – zwischendurch plagt einen möglicherweise die kurzweilige Angst, auf einem der filmischen Eingriffe in genau diesem einen Moment peinlicherweise die Straße entlang zu laufen oder in einem jener Restaurants zu sitzen, gar ordinär Fast Food in sich hineinzustopfen.

Ein zentraler Kritikpunkt des in Köln lebenden Kunst-Paares ist der Kapitalismus, welcher sich sich dem Menschen wie ein Raubtier anbiedert, ist jener doch weitaus riesiger, geschickter, flinker und viel mächtiger als der Homo Sapiens. Vielmehr schleimt er sich nicht ein. Schließlich haben wir ihm zu folgen. Es gibt gar keine Entscheidungsmöglichkeit für den schwächeren Menschen, verpassen wir doch durch den vorgeblich freien Wettbewerb stets den Augenblick selber, ihm für immer hinterher zu hechten scheinend. Traurigerweise scheinen wir, ohne ein Ja-Wort gegeben zu haben, bis in alle Ewigkeit mit ihm verheiratet, offenbar dazu verdammt zu sein, bloß flüchtig und gestresst in die Zukunft zu blicken. Was in uns tickt, ist allenfalls die hektische, nervöse, unruhige – wenn überhaupt schiefe, da stets halbgare und zutiefst wackelige Halbsicht nach schräg-vorne. Umso schöner, hier der freien Marktwirtschaft und dem Geld-für-Produkt-System einmal höchstpersönlich einen Streich zu spielen. Hand auf’s Herz: Haben Sie schon einmal einen Bankautomaten wie wild geleckt? Nein? Dann wird dies rückbesinnend hier möglich. Finden Sie Ihre persönliche sowie animalische Geldberatung – selbst in Deutschland. Auf absurd komische Weise reflektieren sie, wie der Einzelne Entfremdung verspürt, mehr und mehr sein ich verliert. Schuld sind meist kapitalistische Mechanismen, indem sie ausgrenzen und ausschließen: Was hilft, ist Veräppeln – etwa in Form dessen, einen Geldautomaten zu schlecken und dabei auf skurrile Weise statt Yoga gering zu atmen. Ferner verlangt die Gesellschaft von uns, stets effizient zu sein. Sportübungen im Supermarkt könnten dem Abhilfe schaffen, dachte sich das kreative Duo, das sich zwischendurch auch als Wahrsagerinnen ausprobiert. Oder der Betrachter kann dabei sein, wenn drei Menschen sich sehnsuchtsvoll auf einer Kreuzung umarmen sowie bei dem nostalgischen Kuss eines Fremden zu Musik in „Bevor wir sterben“. Spätestens an dieser Stelle möchte man am liebsten erstmals in einen Fernseher hineinsteigen, was man wahrscheinlich nie als Wunsch zuvor gehegt hätte. So zum Sterben schön muten diese zauberhaften Ideen und jene bewegten Bilder an. Die poetischen Fragen, die über diesen Videos und Worten schweben, sind: Wohin mit Emotionen in einer beklemmend automatisierten und gleichzeitig gefühlsbenebelten Welt? Welche Wünsche hätten wir eigentlich, funktionierten wir nicht immer nur stur? Was ist aus unseren ursprünglichen Sehnsüchten geworden? Erheiternd stellt sich kontrastiv dazu das Gruppenpinkeln in einer Kneipe dar. „Nah und fern“ befasst sich hingegen mit der Corona-Zeit. Soziales Kontaktverbot erscheint für eine Gesellschaft nicht sonderlich zuträglich. Andererseits konnte durch die Krise einiges sichtbarer werden, was vorher traurigerweise von der Gesellschaft übersehen wurde. Daneben gehört zu dem Repertoire der Künstlerinnen noch eine Gang-Competition von Menschen auf der Straße. Im Museum Ludwig durften Wildfremde hingegen freimutig Händchen halten, einander wahrnehmen und zusammen zuhören.

In dem dritten und nunmehr letzten Zimmer mit dem beinahe mystisch erscheinenden oder auch wie eine komplizierte Anmeldung zu einem komplexen Kunstgeschichtsseminar klingenden Titel „Applied Arts of Gonzo“ verbirgt sich nicht etwa eine akademische Kunstsammlung, sondern stattdessen halb erdachte, fingierte, phantasierte sowie verwobene Kunstlebensläufe und mehr Absurd-Spannendes. Gonzo könnte sich dabei ebenfalls auf eine spezielle Form eines subjektiven Journalismus’, der durch den amerikanischen Schriftsteller und Publizisten Hunter S. Thompson begründet wurde, beziehen, der in seinem Schreiben zu Übertreibungen und Fiktion, inklusive des Einbeziehens der eigenen Sichtweise, Übertreibungen und seiner eigenen Erfahrungen, im Gegensatz zum neutral gehaltenen, neigte. Dies bleibt jedoch im Verborgenen. Denn: Schließlich spielt die Galerie auch mit dem Besucher. Darüber hinaus ist Gonzo for real eine Figur aus der fiktiven Muppet-Show sowie eine sogenannte robuste und simplifizierte Form des Pornos – eine gewaltige Mischung an explodierenden Gedankengängen.

Mit Hilfe von parasitären Kunstinstitutionen, ruhelos angehauchten Sammlungen und fast toten, da kaum noch existenten Ausstellungen soll die Kuration á la Gonzo angeblich eine unabhängige und aufrührerische Umsetzung darstellen, die althergebrachte Strukturen der Kunstwelt in Zeiten der staatlichen, finanziellen und nicht zuletzt umwelttechnischen Krise provozieren soll, glaubt man zumindest der Gerüchteküche des Museums.

Jene, humorvoll angehauchte, ist sehr komplex. John Smiths „The Girl Chewing Gum“ - scheint angelehnt an einen tatsächlichen Filmklassiker, der sich an einer einzigen Straßenkreuzung in London abspielt. In diesem dreht sich alles um die Macht des Wortes über das Bild. Eine Stimme erklingt aus dem Off, um die Handlung zu dirigieren, die Ereignisse jedoch wunderlicherweise nur beschreibend, das Geschehen auf seltsam irritierende, da nüchterne Weise erzählend, um Zufall gegen Vorschrift auszuspielen sowie Gesprochenes versus Darstellung. Der Zuschauer wird somit zum unfreiwilligen quasi Abhör-Spitzel – auch verfolgt durch den unumstößlichen poetischen Geist des Gesehenen, dabei geschieht nicht wirklich etwas, das tatsächlich als schlimm beobachtet werden könnte auf der rein inhaltlichen Ebene. Die Frage, die dahinter aufblühen könnte, ist, wie unabhängig das Publikum eigentlich in seiner Empfindung ist.

Bei „The War of the Worlds“ handelt es nicht etwa um einen amerikanischen Blockbuster oder einen Science-Fiction-Film. Stattdessen soll dies angeblich eine Radiosendung darstellen, die von dem Autor, Schauspieler und Regisseur Orson Welles leibhaftig und höchstpersönlich übernommen wurde – in Form einer Halloween-Adaption - basierend auf einem Buch von H. G. Wells. Vorgeblich soll diese Episode zu einer Massen-Panikwelle, ausbrechend im Publikum, geführt haben. Die angebliche Fake-Folge: weit verbreitete Empörung. Schieres Entsetzen, wobei das Ausmaß des Schreckens diffus bleibt. So zumindest das teils inszenierte Geflüster.

„Das Kabinett des Ramon Haze“ – ein skurril erscheinender Name, welcher die Assoziation einer langweiligen Sitzung hervorrufen könnte oder auch eines verstaubten Bundestags-Flügels einer konservativen Partei – stellt eine fiktive Kunstsammlung dar, bringt sie doch mutmaßlich eine ganze angeblich zutiefst wichtige sowie künstlerische Dokumentensammlung des erdachten Kollektors und Detektiven aus dem 20. Jahrhundert zusammen – ein spektakulär, ach so wohl recherchierter, dabei hoch, wenn nicht gar multipel erfundener Lebenslauf. Eine brisante Verkettung von Biografien, die Schlagwörter rund um den Dadaisten und Surrealisten Marcel Duchamp, Andreas Baader, der hier ominöser Weise erstmals als Künstler vorgestellt wird, sowie keinen geringeren als den legendären Konsumgüter-Kopierer und Nacheiferer Jeff Koons und der Keramik-Installateurin Ruth Tauer zusammenbringen will. Wem gelingt schon so etwas? Eine spektakuläre Melange, die als extrem bedeutend für die Öffentlichkeit schein-gebrandmarkt wird, um den phantasierten Verlust der angeblich untergegangenen Kunst für eben jene dringend zugänglich werden zu lassen. Nicht zuletzt eine oder mehrere Kopien in sich tragend – als postmodernes Spiel-im-Spiel – als Fiktion, die die eigene Fiktion entlarvt.
Als wäre dies noch nicht genug an sexy Verstrickungen und Witzen, mutet „Bury Me with the Lo On“ äußerst scharfzüngig an. Jenes ist ein Video, das 2017 entstanden ist. Ein hoch ironisches Projekt, in welchem eine Gruppe Jugendlicher aus Brooklyn, die sich den phantastischen Namen „Lo Lifes“ entliehen, sich zusammentat, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen: nämlich unter allen Umständen – koste es was es wolle oder eben gar nichts ­– so viel Polo Ralph Lauren von den teuren Geschäften der Oberklasse zu klauen wie nur möglich. Ein seltsam anmutendes Bestreben, welches nicht jeder unbedingt zu seinen heißesten Begierden erkoren würde, weshalb es umso merkwürdiger erscheint. Sowie ebenfalls eine schelmische Weise, metafiktional auf Kunst als Konstrukt aufmerksam zu machen, das Stehlen zum vermeintlich tatsächlichen Inhalt zu erheben. Groteskerweise lebten die Jugendlichen in Wahrheit vorgeblich ein ganz anderes Leben jenseits der gestriegelten und bornierten Hemdskragen-Markenwelt á la Lauren, die sie schließlich verkörperten. Sie rutschten quasi kafkaesk in Lauren höchstpersönlich hinein. Dieser Kontrast verleiht dem Werk eine gewisse Drastik bei gleichzeitig charmantem Humor. Angeblich wurden die Lo Lifes von den amerikanischen Behörden schließlich als kriminell eingestuft. Was auch sonst hätte in der „schönen neuen“ Welt geschehen sollen. Die Legende besagt jedoch, dass die Lo Lifes sich selbst bis an das Ende ihrer Tage treu blieben, ihren Traum nie aufgaben. Stattdessen gelang es der How-To-Become-Ralph-Lauren-Wettbewerbs-Gruppe innerhalb weniger krimineller Acts und nur geringer Zeit über sich hinaus zu wachsen, indem sie etwas, das ihnen ursprünglich aufgrund ihres ausgeschlossenen Daseins verwehrt war, einfach weg nahmen. As simple as that. Der amerikanische (Alp-)Traum – vom Tellerwäscher zum Millionär – gelebt in einer heldenhaften Geschichte. Die postkoloniale Rück-Enteignung – die so-called Re-Polianisierung (Achtung! Erfundenes Kunstwort der Autorin) avancierte derweil zum weltweiten Vorbild. Eine phantastische Geschichte, die gleichermaßen zu Ergriffenheit und Lachkrämpfen führen kann. Neben vielen weiteren – u.a. einer Streetartwalker-Galerie unter freiem Himmel durch die Gruppe Ljud als angebliche neue Art des Sehens, verkauft als Entdeckung von Mustern in einer sonst schier konfusen Welt. Eine Einbildung von Hintersinn erblickt in einer Zone des Ordinären ohne viel physischen Aufwand – also auch etwas für Faulenzer. Daneben etwa noch „Breach!“ mit dem irgendwie Angst einflößenden, an Kannibalismus erinnernden Namen „Sich gegeneinander Aufessen: Über die Dynamik der Wiederaneignung“. Stöbern kann der Betrachter auch durch wunderliche Randthemen á la „Schlechte Laune“/ „Bad Mood“, „Darstellung, Zustand, faszinierender Weise bereits seit 2013: Dieses Thema dürfte sogar deutsche Kartoffeln ansprechen, sind jene doch angeblich permanent griesgrämig gelaunt. Endlich kommt mal jemand auf die glorreiche Idee, miesepetriges Dasein als Kult erscheinen zu lassen. Einmal kann man sein wahres ich, seine ungeschönte und schier Trübsal blasende Gemütslage jenseits der geglätteten und täuschend gebügelten, lästigerweise immer nur gut gemimten an der Oberfläche freien Lauf lassen. Mehr noch – jene gar zum Hype erklären: Da Launen häufig ansteckend sind, könnte auch die negativ besetzte über die stets zahnpastalächelnde, werbemäßige, Klischee-besetzte und nebenbei aufgesetzte, ohnehin affige gewinnen. Dank der Künstlerin Krõõt Juurak, welche in ihrer Ausstellung konstant nur desaströse Stimmungstiefs darstellte, diese offenbar selber empfand, hatte sie doch nur wenig Geld für jene empfangen und steckte vorgeblich in einer Krise. Zudem dürfte sie als die Person mit der längsten Dauer an Schwermut ever in die Geschichte eingehen.

Justyna Gryglewiczs Fotoreihe namens „Don‘t Forget To Open Your Eyes“ klingt wie ein Aufruf an den Betrachter zu mehr Aufmerksamkeit für das Visuelle, das uns täglich umgibt. Vorausgesetzt, wir sehen überhaupt hin: Inklusive desjenigen, das als vermeintlich gewöhnlich abgewertet wird. Alltägliche Dinge sind bloß banal und reizlos? Nicht bei den heißen Fotografien dieser Künstlerin, die sie zyklisch auf Instagram publiziert, scheinen sie doch wortwörtlich ein solch dehnbares Areal der Erotik visuell abzugrasen und dem Besucher ungeniert in ganzer Detailgröße als Häppchen hinzuwerfen. Wohin mit so viel Attraktivität? zerbricht sein unvorbereiteter Geist und seine Libido doch beinahe daran. Abgelichtet werden jene mit einer solchen Mühelosigkeit – wie aus dem FF geschossen – um dann in sinnliche und erogene Spannungsfelder verwandelt zu werden. Ein elektrischer Gewitterhagel, der in seiner Anziehung beinahe etwas Furchteinflößendes hat, scheint sich der Betrachter diesem doch kaum entziehen zu können, insofern, als er dieser sich ihm aufzwingt. So wird er zum ungewollten Voyeur bei einer unbehaglich anmutenden Fahrstuhlfahrt: Einer solchen, bei welcher sich fremde Menschen ungefragt auf Tuchfühlung – gepresst wie die Sardinen – darüber hinaus konstant schweigend, ohne es zu wagen, sich je anzusehen, auf engstem Raum, befinden. Einzig der Beobachter scheint frei und gleichzeitig unheimlich gefangen zu sein.

Fazit: Eine zum Nachdenken anregende, das eigene Konsumverhalten in Frage stellende, die Mechanismen des Monstergeschwürs Kapitalismus kritisierende und gleichsam in witzigen und teils gestellten Fake-Manövern die eigene Kunst bissig durchleuchtende Ausstellungsreihe. Ein würziger Test, wie wir wahrnehmen. Gespickt mit einem sensiblen und subkulturellen Blick auf schräge Randthemen, die unmittelbar die Gefühlsebene ansprechen, von welcher man dank der modernen Welt und der Verdammung des Menschen zum ewigen Arbeiten, gedacht hätte, es gäbe gar keine mehr, sie sei verstorben. Sowie solche, von welchen man als Betrachter möglicherweise erträumt hätte, es würde sie längst geben, oder man könne sie selber ins Auge fassen.

Mehr davon, möchte man sagen, klinge dies nicht zu sehr nach einer abgehalfterten Bestellung in einem Schnell-Restaurant.